Leitbild-Prozess hat begonnen
Es war lange gefordert worden, nun geht es mit dem Leitbild voran. Doch einfach wird es nicht werden, das typische, unverwechselbare Merkmal für Mülheim zu finden. Das wiederum benötigt eine Stadt, um sich von anderen Städten positiv abzusetzen. Durch eine repräsentative Umfrage unter 1.000 Bürgern der Stadt und 500 Menschen aus dem Umfeld sollte gerade das Besondere an Mülheim herausgefunden werden.
Das Ergebnis ist für die Leitbild-Ersteller, der Dr. Jung Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung, fast ein wenig „katastrophal“ und überraschend. Die Leitbild-Macher, unter Leitung von Prof. Dr. Ursula Funke, benötigen „Ecken und Kanten“, um das Typische herauszuarbeiten. Und genau das geben die Ergebnisse nicht her. Überrascht stellte das Funke-Team fest, dass 90 Prozent der Bürger mit ihrer Stadt zufrieden sind und sogar 95 Prozent sich bei einem Wohnungswechsel wieder für den Stadtteil entscheiden würden, in dem sie leben. „Das ist ein Spitzenwert“, erklärte Funke. „Es gibt nur eine Großstadt in Deutschland, in der die Menschen zufriedener sind als hier“, so die Professorin. Neben den bekannten Problemen, unter anderem Verkehr und Kinderfreundlichkeit, ist Mülheim draußen in der Welt zu wenig bekannt.
Die repräsentative Umfrage zum Leitbild unter 1.004 Mülheimern und 503 Menschen aus dem Umkreis bringt es an den Tag: In Mülheim lässt es sich gut leben. Aber es gibt auch „Baustellen“ - und die Menschen dieser Stadt kennen sie genau.
Die Umfrageergebnisse, die die Dr. Jung Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung unter Leitung von Prof. Dr. Ursula Funke am Mittwoch vorlegte, überraschte vor allem die Macher.
„Dass 90 Prozent der Mülheimer gerne in ihrer Stadt leben, ist im Vergleich zu anderen Großstädten ein hervorragendes Ergebnis“, sagte Funke. Lediglich die Stadt Mainz verfüge bundesweit mit einer Zufriedenheit von 91 Prozent über ein besseres Ergebnis.
Die Oberbürgermeisterin (OB) Dagmar Mühlenfeld ist von den Ergebnissen nicht überrascht. „Die Bürger fühlen sich mit ihrer Stadt sehr verbunden.“
Bestätigt sieht sie sich, dass mehr für Kinder getan werden muss. Seit Langem fordert die OB, auch von Unternehmen, mehr für die Kinderbetreuung zu tun. Die Umfrageergebnisse belegen, dass Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren fehlen. Gerade Betreuungsangebote seien jedoch ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft. Die Wirtschaft wiederum wird aus Sicht der Mülheimer als nicht optimal wahrgenommen. Es gebe zu wenig Arbeits- und Ausbildungsplätze, meinen die Bürger, obwohl die tatsächlichen Verhältnisse sehr viel besser sind. Die Wirtschaft hat ein Wahrnehmungsproblem bei den Bürgern, und die Stadt selbst leidet unter mangelnder Bekanntheit, sogar in der näheren Umgebung. 26 Prozent der Auswärtigen aus dem Nahbereich kannten Mülheim gar nicht oder lediglich dem Namen nach. An den Mülheimern kann das nicht liegen, denn 83 Prozent der Bürger würden einem Auswärtigen raten, nach Mülheim zu ziehen.
Doch die Umfrage ist erst der Beginn des Leitbildprozesses. Am Mittwochabend folgten rund 250 Bürger dem Aufruf der OB, sich am Leitbildprozess zu beteiligen. Die Teilnehmer der vier Arbeitsgruppen (AG Wirtschaft/Verkehr, Innenstadt, AG Soziales und Wohnen, AG Umwelt/Gesundheit, AG Stadtgesellschaft) arbeiten daran, ein Leitbild für die Stadt zu erstellen. Die Gruppen erarbeiten Handlungskonzepte mit konkreten Leitprojekten. Außerdem formulieren sie Ziele für die nächsten fünf bis zehn Jahre. „Es darf geträumt werden, aber mit Bodenhaftung“, formulierte es Funke während der Auftaktveranstaltung.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden zeitnah unter http://www.muelheim-ruhr.de/cms/einladung_zur_auftaktveranstaltung.html veröffentlicht. Dort können auch die Umfrageergebnisse abgerufen werden. Im September finden dann noch Leitbildveranstaltungen in den Stadteilen statt, um auch dort die Zukunft der Stadt zu planen.
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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