Lautlos durch die Wolken

Blick auf den Baldeneysee.
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Die Maschine wird immer schneller, hebt vom Boden ab und geht steil gen Himmel. Plötzlich nickt sie leicht nach vorn und schon scheint Düsseldorf nur noch einen Steinwurf entfernt.

Zumindest sieht es so aus, ist es aber nicht- ebensowenig wie der Baldeneysee, der zum Greifen naheliegt. Leise zieht Georg Schnellen seine Kreise - immer auf der Suche nach der richtigen Thermik.

„Wir fliegen mal über die Spargelfelder“, sagt er. „Die Folien strahlen Wärme ab und sorgen für Aufwind“, fährt er fort, während wir langsam nach oben kreiseln. Das ist wie Karussellfahren, aber der Körper merkt die Bewegung kaum. Dann ändert Schnellen die Richtung, es geht ein kurzes Stück Richtung Essen mit Tempo 100 Stundenkilometern. Es ist völlig ruhig, kein störendes Motorengeräusch unterbricht unsere Unterhaltung.

So zieht Schnellen, Fluglehrer des Aero-Clubs Mülheim, weiter seine Runden. Er gehört zu den 150 aktiven Mitgliedern des Clubs, die am Rande des Mülheimer Flughafens ihrem luftigen Hobby nachgehen. Irgendwann verlieren wir Höhe. Schnellen wendet den Segelflieger, man merkt es kaum. Kein Wunder, so festgeschnallt wie wir sind: Auf dem Rücken der Fallschirm, darüber die Gurte, die uns mit dem Flugzeug verbinden.

„Sicherheit geht über alles“, hatte zuvor Fluglehrer Carsten Oesterwind, Leiter der Segelfluggruppe, erklärt. Nix ist mit „über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, wie Reinhard Mey es einst besang. Der Weg dahin ist mit klaren Regeln gepflastert, die jeder Flieger beherrschen muss. „Die Theorie lernen die Schüler bei uns während des Winters, wenn wir nicht fliegen“, sagt Oesterwind. Im Winter ist es zu kalt. Und Kälte spielt eine wichtige Rolle in den ungeheizten Segelflugzeugen: „Pro hundert Meter sinkt die Temperatur um ein Grad“, erklärt der Fluglehrer. „Warme Socken sind immer angebracht.“

Nur dort, wo kein Linienverkehr die Lüfte beherrscht, können Segelflieger die Wolkendecke durchbrechen. Rund um Mülheim geht das nicht - wegen der Nähe zum Düsseldorfer Flughafen. Bis auf maximal 630 Meter Höhe über Grund darf hier geflogen werden, wobei die An- und Abflugrouten der Jets tabu sind.

Mein Genussflug nähert sich dem Ende. Immer näher rückt die Wiese, dann setzt die Maschine auf. Es ist vorbei - die Ruhe und das sanfte Dahingleiten - schade ich wär‘ gern weitergeflogen.

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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