Der Speldorfer René Ostendorf pflegt im Duisburger Zoo bedrohte Tierarten
Brennen für den Tierschutz

René Ostendorf nimmt seine Schützlinge beim Füttern abseits der Besucherströme genau unter die Lupe. | Foto: PR-Fotografie Köhring/OM
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  • René Ostendorf nimmt seine Schützlinge beim Füttern abseits der Besucherströme genau unter die Lupe.
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René Ostendorf mag es heiß. In seiner Freizeit hilft der 26-jährige Speldorferder freiwilligen
Feuerwehr in Mülheim. Und seinen Beruf übt er bei mindestens 28 Grad Celsius und 80 bis 100
Prozent Luftfeuchtigkeitaus. René Ostendorf ist Tierpfleger, sein Revier ist die Rio Negro-Tropenhalle im Duisburger Zoo.

Von Andrea Rosenthal

Er und seine 47 Kollegen kümmern sich um 9.000 Tiere aus mehr als 400 Artenim gesamten Zoo. In der Rio Negro-Tropenhalle leben vor allem stark bedrohte  Tierarten aus Südamerika.  Wer den Beruf des Tierpflegers nur aus den zahlreichen ARD-Dokumentationen aus deutschen Zoos kennt, gewinnt möglicherweise ein falsches Bild.

Auch wenn die Versorgungder Tiere mit Futter, die Reinigung der Gehege und die sinnvolle Beschäftigung der Schützlinge einen großen Teil des Arbeitsalltags ausmacht, so tun Tierpfleger
noch viel mehr.

Christian Schreiner, Pressesprecherdes Duisburger Zoos, erklärt: „Die Arbeit der Zoos beruht auf vier
Säulen. Was die Besucher angeht, dienen Zoos der Erholung und besonders der Bildung.“ So gehört
die Zooschule schon lange zum Bildungsangebot. Auch Nachtsafaris oder spezielle Seniorenführungen gibt es. „Der dritte wichtige Bereich ist die  Forschung“, erläutert  der Pressesprecher weiter. So arbeitet der Zoo Duisburg mit nationalen und internationalen 
Forschern zusammen. Da geht es um Tierernährung, Veterinärmedizin, Zuchtvoraussetzungen 
oder um nachhaltige Verhaltensstudien.

„Vieles von dem, was wir in den Zoos beobachten, hilft dabei, die Tierarten in der freien Natur zu 
schützen“, betont René Ostendorf. Naturschutz ist die vierte wichtige Aufgabe  der Zoos. Gerade von bedrohtenTierarten werden in den Zoos der Welt die sogenannten „Reservepopulationen“ gehalten. Verschwindet eine Tierart im Freiland zunehmend oder stirbt sogar aus, kann durch gezielte Auswilderung die Population im ursprünglichen  Verbreitungsgebiet wieder angesiedelt werden.

Dafür müssen allerdings sichere Lebensräume zur Verfügung stehen - heute ein großes Problem. Bei
diesem Thema kommt der Speldorfer Tierpfleger so richtig in Fahrt. Er kenntdie Vorwürfe von selbsternannten Tierschützern an Zoos. Auch der Aspekt des Artenschutzes wird von solchen Organisationen bestritten und behauptet, es sei unmöglich Zootiere auszuwildern, da diese 
über Generationen ihre natürlichenInstinkte verloren  hätten. „Dabei sind Auswilderungen  gar nicht so selten“, weiß René Ostendorf. „Die Tiere werden im Zoo und vielleicht noch auf einer Zwischenstation am Ort der Auswilderung auf das Leben in Freiheit vorbereitet und die Instinkte 
sind genetisch veranlagt.“

Der Zoo Duisburg versucht die natürliche Umgebung der Tiere so gut wie möglich nachzuahmen. So
herrschen in der Rio Negro-Tropenhalle ähnliche Verhältnisse wie im Amazonas. Selbst der tägliche Regenwird nachgestellt, auch während der Öffnungszeiten. So fühlen sich Faultiere, kleine Ameisenbären, Löwenäffchen, Schwarzschwanz-Seidenaffen, Salvadori-Weißohrsittiche, Gelbschulteramazonen, Sonnenrallen und viele andere Tiere dort ausgesprochen wohl, was die Zuchterfolge beweisen.

„Unser Amazonas-Flussdelphin,der letzte seiner Art in einem Zoo weltweit, ist ein mahnendes Beispiel, wie wir Menschen die Lebensräume der Tiere verkleinern und sie an den Rand der Ausrottung treiben. In den Flüssen des südamerikanischen Regenwaldes hat diese Tierart nur 
eine Lebenserwartung vonrund 30 Jahren, er ist mittlerweile 46 Jahre alt“, betont Christian Schreiner. Der Delphin, der auch in Freiheit  einzeln lebt, bewohnt mit den roten Pacus und vielen weiteren tropischen Fischarten ein Becken mit 650.000 Litern Wasser.

Dessen Qualität ist von entscheidenderBedeutung, es wird kontinuierlich gefiltert und auf die richtige Temperatur und Qualität geprüft. Regelmäßig schlüpft auch René Ostendorf in seinen 
Taucheranzug, um die Scheiben des Fischbeckens von innen zu reinigen und einen nahen Blick auf seine Schützlinge zu werfen.

Um allen Tierarten gerecht zu werden, bedarf es einer umfangreichen Ausbildung. René Ostendorf hat drei Jahre im Osnabrücker Zoo gelernt und dabei verschiedene Reviere durchlaufen. Dann wechselte er für drei Jahre ins Darwineum in Rostock, bevor er 2015 seinen Dienst in Duisburg 
aufnahm. „Während meinerAusbildung habe ich mich auf Aquarien spezialisiert und sogar den Tauchschein gemacht“, erzählt er.

In der Tropenhalle hat er nun eigentlich gleich drei Reviere: Vögel, Fische und Affen.

Beim Blick auf Südamerika und das Amazonasgebiet, aus dem viele seine Schützlinge stammen, wird René Ostendorf wütend. „Die ausgedehnten Brände im Regenwald, der Goldabbau mit der massiven Einleitung von Quecksilber in die Gewässer sowie die Rodung der Wälder zur Umwandlung in Viehweiden setzen der einzigartigen Tierwelt stark zu“, schimpft er. Die Reservepopulationen  auch in Duisburg  könnten bald sehr wichtig werden.

Deshalb engagiert sich der junge Tierpfleger auch stark in der Aufklärung und Bildung. „Je mehr man 
über die Tiere weiß, desto größer sollte die Wertschätzung und die Bereitschaft sie zu schützen werden“, hofft er.

Weitere Einblicke in die Arbeit des Duisburger Zoos gibt es unter www.zoo-duisburg.de

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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