Gedankensprünge

Wohin mit großen Gedanken?

Wie neulich ein Kollege vorschlug, sollte man sich mal Gedanken in physischer Ausdehnung vorstellen, um ihre Wichtigkeit vergleichen zu können. Man würde dann auch schnell erkennen, unter welch beengten Verhältnissen große Gedanken heutzutage existieren müssen.
Die ganz großen wären aus Platzmangel bereits ausgestorben.
Bestenfalls vegetierten sie noch eine Weile obdachlos dahin.
Wo sollen sie sich denn auch entfalten?
Bei dem Zuschnitt heutiger Wohnungen,
bei den niedrigen Decken,
bei den hohen Mieten?
Wo sollen sie rein, wo sollen sie raus bei den schmalen, schießschartenartigen Fenstern?

Ich hatte es gut. Ich bin in einer Altbauwohnung mit 4,10 Meter Deckenhöhe aufgewachsen, da konnte sich der Esprit noch voll entfalten. Er war sinnbildlich am Schweben der Tabakwolken abzulesen, die hinaufstiegen ohne jemals das Gesichtsfeld zu trüben.
Dass heute so wenig große Gedanken ihren Platz finden, hat ganz sicher auch mit dem Wohnraumproblem zu tun.
Das heißt nicht, dass Besitzer großer Hallen automatisch auch große Gedanken hätten, z.B. die Besitzer von Supermarkt-Ketten oder Eissporthallen. Im Zitatenschatz der Weltliteratur finden sich nur wenige dieser Profession.
Aber ist nicht dieses flache Kästchen, Sie wissen, was ich meine, die größte Verengung, in die alles hineingezwängt werden muss?
Große Gedanken brauchen große Gefäße.

Wie das mit „Diogenes in der Tonne“ und „Raum ist in der kleinsten Hütte“ ist?

Ach, Ersterer war ein Provokateur und die Hütte war für Verliebte, die sich nicht groß Gedanken machen.