Dialog
Wilhelm und Heinz (8) – Den Meister sein Hirn

Wilhelm: Du, dat gibt da inne Schweiz sonn Macker, der schreibt in Berndeutsch…
Heinz: Ja un? Ich schreib schon mal in Mölmdeutsch…
Wilhelm: Ja, aber Literatur schreibt der, für't Theater un für Bücher. Dat is en richtigen Meister, un der heißt auch so: Gerhard Meister. Letztens hatter wat über dat Hirn geschrieben, Junge, dat war erste Sahne.
Heinz: Wahrscheinlich mehr Blumenkohl…
Wilhelm: Gaanich so falsch, denn Hirn kannze auch auf'en Teller haben!
Heinz: Kalbshirnsuppe, Kalbshirntaschen, Hirnpasteten, Hirnschnitte, Hirn mit Ei, Hirn auf Pariser Art…
Wilhelm: Oder, sacht'er: Beyin Salatasi, oder Cervello alla fiorentina…
Heinz: Jau, Hirnsalat is international.
Wilhelm: Gut, aber dann geht dat los. Dann schreibt der Meister…
Heinz: Der Gerhard…
Wilhelm: Genau, der Gerhard Meister: „Heutzutage kann man sich ja alles ersetzen lassen, Bein- und Handprothesen, künstliche Hüftgelenke, Leber, Lunge, Niere und Netzhaut von Toten. Ja, sicher ist man nicht mehr ganz der, der man früher mal gewesen ist, und vielleicht macht das Leben nicht mehr ganz so viel Spaß mit den Prothesen oder auch den Tabletten gegen die Abstoßreaktionen, aber man führt immerhin noch ein Leben, auch wenn am Kopf etwas fehlt, abgefackelte Ohren, weggeschlagene Nase, keine Zähne mehr, kein Zunge mehr, ja, und ohne Zunge kann man vielleicht nicht mehr sagen, ich habe keine Zunge mehr, aber man kann es noch schreiben, und hat man keine Hände mehr, kann man es mit Wimperschlägen morsen, da bin ich, stark lädiert, aber immer noch ich. Ja und mit einem Hirn geht das nicht, du ich habe mir übrigens letzte Woche das Gehirn amputieren lassen müssen, das ist ein Witz, ist das Hirn weg, ist man selbst auch weg, das Hirn kann man nicht verlieren, ohne selbst verloren zu gehen, und deshalb hat man auch kein Hirn wie man Arme hat oder einen Magen…“
Heinz: Is doch klar Mensch, dat Gehirn dat bisse doch selbs!
Wilhelm: Genau, aber gleichzeitig is dat Hirn aber auch ein Stück Fleisch, dat de dich inne Pfanne kloppen kanns.
Heinz: Oder kochen …
Wilhelm: Un wennze dat dann auf dein Teller angucken tus, dann denkse doch nich, dat dat nur Fleisch is…
Heinz: Nä, wenn de dich dat richtig überbelegs...
Wilhelm: Da denkse doch: Mann, dat war doch mal jemand!
Heinz: Ja, dat is seltsam, woll?
Wilhelm: Genau, und dat sacht der Meister auch.
Heinz: Der Gerhard…
Wilhelm: Jau, un dann meint er zum Schluss: „…darum könnte man auf die Frage, was das Hirn ist, vielleicht auch sagen, das Hirn, das ist etwas Seltsames.“
Heinz: Dat iset!

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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