Pottkasten für zum Lesen

Wilhelm + Heinz (3) – Alte Meister

Wilhelm: Die haben ja früher viel mehr alte Gemälde gemalt. Dat macht man ja heute nich mehr. Die haben früher zum Beispiel Bilder von 1728 gemalt, ganz wertvolle alte Schinken.
Heinz: Wennze heute den Busbahnhof mals, wat krichse du denn dafür noch? Un wer hängt sich dat auf? Aber eine Pustkotschenstation, weiße, da is noch Leben drin. Allein die Pferde. Mal die mal in ein Bußbahnhof.
Wilhelm: Dat mein ich ja gerade, die waren früher viel zu schlau, als dat die einen Busbohnhaf, weiße, gemalt hätten. Die wussten schon, dat wir die für bekloppt halten würden, wenn die statt der Postkutschenstation, weiße, einen Busbahnhof malen würden.
Heinz: Jau, da hamm sie lieber gleich gesacht „Stop“, wenn wir eins haben, dann haben wir Zeit, dat lassen wir jetz. Und dat, war gut so. Dat war ja noch nach dem zweiten letzten Krieg.
Wilhelm: Heinz, stell dich mal vor, wir hätten da einen Butzbahnhof gemalt, oh Gott, wat unsere Eltern gesacht hätten.
Heinz: Die hätten gesacht, wat is dat denn? Wo sind denn da die Gäule? Hätten die gesacht. Die waren dat ja von ze Hause gewohnt.
Wilhelm: Un wat die gewohnt waren, dat mussten wir malen. Mit Wasser. Dat war ja die schlechte Zeit mit diese kalten Steckrübenwinter, wir hatten ja nicks; da gingen wir bei die vornehmen Leuten denen ihre Kattoffelschalen verputzen. Wir hamm da ja kaum mit Öl gemalt. Sicher, der ein oder andere schon. Unter der Bettdecke, heimlich. Aber nomallerweise mit Wasserfaabe.
Heinz: Ich hab gerne mit Deckweiß gemalt. Ich glaube, se nannten dat damals „gegenstandslose Malerei“. Damit konnteste wunderbar Busbahnhöfe malen, ohne anschließend grün und blau geschlagen zu werden. Wenn die Eltern einen frachten, wat dat denn wär, sachte man einfach Postkatschenstotion, weiße, oder sowatt.
Wilhelm: Nee, früher gab dat einfach viel mehr Alte Meister! Und dat fehlt in die heutige Generation.