Eigentümer äußern sich zur Zukunft des Wasserbahnhofes
Weiter Gastronomie eingeplant

Foto: PR-Foto Köhring

Noch ist nicht sicher, wer wieder in den Wasserbahnhof einziehen wird. Foto: PR-Foto Köhring Die künftige Nutzung des Wasserbahnhofes sorgte in den vergangenen Tagen für erregte Diskussionen. In einem Artikel der Tageszeitung wurde angedeutet, dass es Pläne für einen Umbau für Wohnnutzung geben könnte.

Der Stadtverordnete Jochen Hartmann forderte prompt, noch vor der letzten Planungsausschusssitzung der Wahlperiode am 31. Oktober eine Sondersitzung zum Thema. Auch die SPD äußerte sich besorgt. Die designierte Fraktionsvorsitzende Margarete Wietelmann betonte, dass der Zugang der Öffentlichkeit für das Wahrzeichen der Stadt auf jeden Fall erhalten bleiben müsse. Möglichen Plänen einer Umwandlung der bisherigen Gastronomie in Wohnungen erteilen die Sozialdemokraten daher eine klare Absage.

Dezernent Peter Vermeulen gibt nun Entwarnung. In einem Gespräch mit der für Mülheim zuständigen Niederlassungsleiterin des Eigentümers wurde ihm zunächst mitgeteilt, dass man mit dem bisherigen Gastronomen nicht darüber einig geworden wäre, unter welchen Bedingungen eine dringend erforderliche Sanierung zustande kommen kann. Man sei aktuell mit zwei Interessenten für eine neue Gastronomie in Verhandlungen, die allerdings coronabedingt zäh und daher noch nicht abgeschlossen seien.

Eigentümer schreiben an Dezernenten

Zusätzlich habe sich der Eigentümer nun auch schriftlich bei Vermeulen gemeldet. Aus seiner Sicht sei eine gastronomische Nutzung zumindest des großen Teils der Immobilie (und des Biergartens) die präferierte Zukunft des Wasserbahnhofs, gibt der Dezernent weiter. Das kleine Büro der Weißen Flotte, in der Tickets verkauft werden, musste wegen Feuchtigkeitsschäden zwischenzeitlich in einen eigens dafür angeschafften Container verlegt werden, bis die Sanierungsmaßnahmen beendet sind.
Der Umfang der Sanierungsmaßnahmen und deren Durchführung sollen einhergehen mit der eventuell notwendigen Umstrukturierung von Flächen im Innern des Wasserbahnhofs, die natürlich auch von den Belangen des (zukünftigen) Betreibers und dessen Konzept abhängen würden. Aktuell haben laut Eigentümer zwei Gastronomen ein grundsätzliches Interesse an einem Betrieb des Wasserbahnhofs. Die Corona-Krise habe allerdings dazu geführt, dass insbesondere gastronomische Konzepte nur noch vorsichtig und mit großer Zurückhaltung verhandelt werden.

Für den Eigentümer sei bei seinen Erwägungen zur Zukunft des Wasserbahnhofs deshalb die Nachhaltigkeit eines Betreiberkonzeptes, insbesondere vor dem Hintergrund der zu erwartenden hohen Sanierungs- und Instandhaltungskosten, von besonderer Bedeutung. Der Eigentümer geht angesichts der Äußerungen aus der Politik davon aus, dass er mit einer breiten Unterstützung dieses Vorhabens durch die in den Artikeln erwähnten Politiker und Fraktionen rechnen darf, um eine funktionierende Gastronomie am Standort etablieren zu können.

Angesichts dieser Äußerungen fürchtet Vermeulen aber auch, dass es zumindest über Winter bis zum Frühjahr 2021 zu einem Leerstand ohne Beginn von Baumaßnahmen kommen kann.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, das heißt, alle Maßnahmen müssen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden. Der Wasserbahnhof wurde 1989 von der Stadt an private Dritte veräußert, allerdings mit gesicherten Nutzungsbeschränkungen, die eine für die Öffentlichkeit nutzbare Gastronomie und die Möglichkeiten des Fahrkartenverkaufs für die „Weiße Flotte“ festschreiben.

Historische Entwicklung

Der Wasserbahnhof blickt auf eine lange Geschichte zurück. Nachdem
die Stadt Mülheim 1927 die Weiße Flotte gründete, wurde im selben Jahr ein eineinhalb geschossiges Gebäude von den Architekten Pfeifer und Großmann auf der Schleuseninsel gebaut. Im Erdgeschoss befanden sich eine Wartehalle und ein Fahrkartenschalter, im Obergeschoss ein kleines Café mit 25 Sitzplätzen. Schon 1928 wurde an der Südseite ein halbrundes Bauteil angegliedert und das Gebäude um ein Stockwerk erhöht. Das Obergeschoss bot nun Platz für 150 Gäste. Steigende Besucherzahlen führten zu einer erneuten Aufstockung um eine weitere Etage, nun boten Speise- und Kaffeeräume 300 Gästen Platz, während die Terrassen und der Garten Sitzgelegenheit für weitere 500 Gäste boten.

Nach Kriegsende war von 1945 bis 1949 unter dem Namen "Riverside Club" ein britisches Offizierscasino im Wasserbahnhof untergebracht. Ab 1950 war der Wasserbahnhof wieder für die deutsche Bevölkerung zugänglich und erhielt 1953 die damals größte Blumenuhr Deutschlands. 1957 wurde innen erstmals aufwendig saniert.

Im Februar 1975 wurde der Wasserbahnhof durch ein Feuer wegen eines Kurzschlusses stark beschädigt. Die Instandsetzungsarbeiten dauerten fast drei Monate. In den 1980er Jahren begann der Glanz des Wasserbahnhofs zu verblassen. 1988 gab die Familie Rieseberg, die sämtliche Lokalitäten im Wasserbahnhof seit 1927 betrieben hatte, auf. In dieser Situation übernahm Firma Conle die zwei Jahre dauernde Sanierung des Gebäudes, das bei dieser Gelegenheit um einen dreigeschossigen halbrunden Anbau mit einem repräsentativen Eingangsbereich erweitert wurde. 1992 wurde er wieder eröffnet. Einige Jahre später übernahmen Richard Reichenbach und Tobias Volkmann mit ihrem Franky's die Gastronomie, 2019 feierten sie 20 Jahre Franky's im Wasserbahnhof.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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