Warum-Fragen
Warum fragt meine Frau:
„Warum hast du im Bett eine Kappe auf?“
Rhetorische Fragen wollen keine Antworten, sondern Unterwerfung. Man soll zugeben, dass man die Antwort nicht weiß oder gar direkt die Sinnlosigkeit des eigenen Tuns zugeben und sich entschuldigen. Tun Sie es nicht! In Wahrheit ist die Fragestellerin in höchstem Maße verunsichert, was sie durch die forsche Frage kaschiert, mit der sie die Oberhand über das Geschehen zurückgewinnen möchte. Sie weiß selbstverständlich, dass diese Mütze eine Tarnkappe ist, die mich unsichtbar macht. Dass sie mich damit aber sehen kann, zeigt ihr, dass nicht mit mir sondern mit ihr etwas nicht zu stimmen scheint.
Ich fasse das in meiner Antwort so zusammen: „Mein Schatz ,du siehst Gespenster!“
Ja, man kennt diese Fragen: Warum stehst du am Fenster und schaust du dir den Morgenstern an? Warum nimmst du immer so viel Senf? Warum gehst du immer mit den Pantoffeln in den Garten?
Warum-Fragen erinnern mich immer an Rotkäppchen. Natürlich hat sie den Wolf erkannt, der da mit Großmutters Schlafmütze im Bett lag, sie war ihm ja kurz vorher im Wald begegnet. Deshalb war ihre Warum-Fragerei rein rhetorischer Natur, sie wollte dem Wolf damit signalisieren, dass sie ihn erkannt und die Situation im Griff hat. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass der Wolf auf die letzte Frage nicht scheinheilig mit der Schulter gezuckt hat, sondern übergriffig wurde, um zu verhindern, dass sie zum Handy greift, um die Verschlingung der Großmutter zu melden.
Auf die Mützenfrage meiner Frau hin beließ ich es allerdings beim Schulterzucken. Es hatte wohl wenig Sinn, ihr etwas von schwindender Haarpracht zu erzählen. Sie aber öffnete die Fenster weit, ließ scheußlich kalte Luft ins Schlafgemach und gab so meiner Kappe einen realen Sinn.
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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