Duftmarke
Waldesel

Foto: Wikipedia - Thüringer Waldesel

Wenn heute im Privaten direkt vor einem jemand die Toilette für ein großes Geschäft besucht hat, riecht es nach Fresh Lemon, Flowers, Ocean, Vanille oder Lavendel. Nicht so in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Da war der Duft noch streng personalisiert, und die olfaktorische Raumpräsenz des Vorgängers ziemlich nachhaltig. Und ich weiß noch genau, welche Duftmarke ich als kleiner Knirps hinterließ.
Nach Aussagen von Opa Franz muss ich nämlich nach Waldesel gerochen haben. Nein, er meinte ganz bestimmt nicht Waldmeister, das wohlriechende Labkraut. Leider. Damals lachte ich, weil ich dachte, dieser lustige Waldesel sei ein Fabelwesen oder eine Erfindung meines zu Übertreibungen neigenden Großvaters. Natürlich kannte ich normale Esel, ein besonderer Geruch war mir aber nicht aufgefallen. Eine Auszeichnung schien mir der Vergleich trotzdem nicht zu sein.
Leider gab es damals weder Handy noch Internet, wo man Waldesel hätte einfach eingeben können. Auch später kam ich nicht auf die Idee, mich nach dem strengriechendsten Fabelwesen zu erkundigen. Bis gestern. Etwa 70 Jahre nach Opas tierischer Duftklassifizierung.
Da sah ich zum ersten Mal (Wikipedia) einen Thüringer Waldesel und las etwas über ihn. Ich will es kurz machen: über seinen Geruch erfährt man nichts, und außer mit meiner damaligen Körpergröße und dunkler Mähne bestehen kaum weitere Ähnlichkeiten. Immerhin wird ihm ein für Esel ungewöhnlich gutmütiges Wesen bescheinigt.
PS. Es scheint eine Redewendung zu sein, die besonders in Osteuropa beliebt war. Der arme Waldesel, den es also tatsächlich gibt, steht hier für einen dummen Menschen, einen Hinterwäldler. Und das mit allen Variationen unflätigen Verhaltens.
Von niemandem jemals gesichtet wurde allerdings der „indische Waldesel“, der wohl einer Verwechslung mit dem existenten indischen Wildesel seine sprichwörtliche Präsenz verdankt. Laut Boulevard-Gazetten berichtet Stefan Mross nämlich von einem Zittern „wie ein indischer Waldesel“, das ihn erfasst habe, während Gil Ofarim den Inder auf bewährte klassische Art stinken lässt.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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