Verschlafen
Endlich ist es einmal Zeit, die Stimme zu erheben gegen die Diskriminierung des Verschlafens und gemeinsam das schöne Lied anzustimmen „Alles wacht, einsam schläft!“ Denn wie heißt es im Volksmund so schön: "Nur wer sich verschlafen tut, fasst im Leben frischen Mut!“
Tausende Ratgeber wissen, wie man das Einschlafen forciert, aber sehr überschaubar sind doch die Hilfestellungen für das erfolgreiche Verschlafen. Selbst Schlafexperten wie Schlaraffia, wollen, dass man auf ihren Matratzen pünktlich erwacht. Seit Kindertagen wurde uns eingetrichtert, dass verschlafen etwas Negatives ist. Und täglich wird Regierungen, Unternehmen, Religionsgemeinschaften usw. vorgeworfen, was sie alles verschlafen hätten. Dabei müsste man zunächst einmal fragen, welchen Wert ein Nichtverschlafen gegenüber dem Verschlafen gehabt hätte bzw. ob die Handelnden überhaupt in der Lage gewesen wären, aus dem pünktlichen Wachsein einen erkennbaren Vorteil zu erzielen. Wem diese Empfehlungen eines armen Kopfnoten-Influencers nicht seriös genug erscheinen, dem führe ich hier als Kronzeugen keinen Geringeren als Goethe an. Der sagte am 11. März 1828:„Mein Rat ist daher, nichts zu forcieren und alle unproduktiven Tage und Stunden lieber zu vertändeln und zu verschlafen, als in solchen Tagen etwas machen zu wollen, woran man später keine Freude hat.“ Welcher Verantwortliche würde da nicht lieber verschlafen?
Ich bin jedes mal begeistert, wenn es mir gelingt, die weckerfreie Marke von 7 Uhr zu überschlafen und mich dabei so wohl zu fühlen als hätte ich zum ersten mal wieder richtig „ausgeschlafen“. Nicht wahr, unsereins ist ja von unheilbarer seniler Bettflucht bedroht.
Andererseits gehe ich beim Verschlafen kein großes Risiko ein. Arzttermine lasse ich mir vorsorglich für den Nachmittag verschreiben.
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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