Corona - Flachfamilie
Verlust der 3. Dimension
Nach etlichen gutgemeinten Besuchen der eindimensionalen (Anruf) und zweidimensionalen Art (Skype) von Kindern und Enkelkindern, bei denen zwar keine Masken zu tragen sind, die Hörgeräte und Brillen von Opa aber an ihrer Leistungsgrenze kommen, wünsche ich mir nichts sehnlicher als die alte Dreidimensionalität zurück.
Allein schon wegen Rücken! Dem fehlt vor der Glotze die nötige Unterstützung, denn auch Greise müssen sich ja so positionieren, dass sie wenigstens teilweise aufrecht zu sehen sind. Alles andere wäre ein unfreundlicher Akt. Auch das Abschalten des Tones, des eigenen wie des besucherseitigen sorgt in der Familie leicht für Unverständnis.
Anstrengend auch, zusätzlich zu den Unannehmlichkeiten noch den Zwergschnauzer Oskar hochzuhalten, sodass auch er zur Freude von Klein-Kira von der Kamera erfasst werden kann. Opa sagt deshalb immer nach 10 Minuten, dass er nun schlafen geht. Das will dann auch keiner wirklich sehen.
Opa stellt sich dann Udo Lindenberg vor, wie er das Lied „Hinterm Flachbildschirm geht‘s weiter“ nuschelt. Dann versucht er, positiv zu denken: Wenn die Familienbesuche flach (aus-) fallen, gibt es auch keine Umstände, keine Vor- und Nachbereitungen für Oma und Opa. Sie können auch alle zu Hause bequem auf’s Klo gehen und ich kann den Besuch beenden, wann ich will.
Aber flache Enkelkinder mag ich auch wieder nicht. Es ist schon eine Verflachung der Besuchskultur eingetreten.
Schönen Sonntag!
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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