Mülheimer spenden für schwerkranken Ex-Prinz
Überwältigende Resonanz
Dennis Weiler kämpft gegen zunehmende Schübe der MS. Foto: privat So kennt man Dennis Weiler nicht: Blass, im Krankenhausbett liegend, an Infusionen und Geräte angeschlossen. Es geht ihm schlecht. Der 35-Jährige leidet an einer aggressiven, aktiven Variante der Multiplen Sklerose, nur eine kostspielige Behandlung kann ihn vor schweren Folgeschäden bewahren. 47.000 Euro braucht er dafür. Nach langem Ringen fasste er sich am Freitag vor einer Woche ein Herz und veröffentlichte auf Facebook eine Crowdfunding-Kampagne. Der Zuspruch war unglaublich: Innerhalb von acht Stunden spendeten hunderte von Menschen 50.000 Euro.
Eigentlich kennt man ihn eher so: Immer gut gelaunt, am liebsten hinter seinem DJ-Pult tanzend, Musik auflegend für die wogende Menge auf der Tanzfläche: Bei den vielen Partys in Mülheim, auf Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten. Oder als herzlichen Mülheimer Stadtprinz in der letzten Karnevalssession vor Corona, 2019/2020. Der 35-Jährige Dennis Weiler ist in Mülheim bekannt wie ein "bunter Hund". Doch seit zwei Jahren häufen sich die dunklen Momente in seinem Leben.
Erst erhielt er 2017 die Diagnose, dass er unter einer hochaktiven schubförmigen Multiplen Sklerose leidet, dann brachte die Corona-Pandemie den Betrieb seiner Firma Eventall, mit der er Veranstaltungen organisierte, praktisch zum Erliegen. Er musste seine Halle kündigen, Mitarbeiter gingen nach und nach. Wer noch da war, erhielt Kurzarbeitergeld, nur für ihn, den Geschäftsführer, gab es keinen Lohnersatz vom Staat. Um überhaupt Einnahmen für seinen Lebensunterhalt zu haben, rief der Vater zweier kleiner Kinder mit befreundeten DJs den beliebten Mülheimer Livestream ins Leben, der während der Pandemie samstags den Partyfreunden die passende Musik ins Wohnzimmer streamte.
Der psychische Stress fordert seinen Tribut. Die Symptome werden schlimmer. In seiner Verlaufsform, der Schubförmigen Remittierenden Verlaufsform (RRMS), greift sein eigenes Immunsystem seine Nervenschutzhülle (Myelinscheide) im Gehirn und Rückenmark an und verursacht so Entzündungen, die dazu führen, dass irreparable Schäden im zentralen Nervensystem entstehen. Er bekommt Spastiken in der Hand, leidet unter Entzündungen des Sehnervs. Der Arzt warnt ihn: Noch eine Entzündung, dann könnte er nicht mehr richtig sehen. Das Gehen fällt ihm schwerer, Hände und Beine kribbeln, er kann sich nicht mehr konzentrieren. Trotz einer Therapie mit einem Immunsupressiva kann der Verlauf nicht gestoppt werden. Der einzige Strohhalm, an den er sich noch klammert, ist eine Stammzellentransplantation mit eigenen Stammzellen, die ihm entnommen, aussortiert und "gereinigt" werden - aufwendig und gefährlich wie eine Stammzellentransplantation bei Leukämie.
Dennis Weiler nimmt Kontakt zu einer Ärztin in Heidelberg auf, sie ist bereit ihn zu operieren. Allerdings wird die Behandlung trotz guter Erfolgsaussichten in der Regel von der Krankenkasse nicht übernommen. Eine Klage dagegen würde viel Zeit und Nerven kosten. Der ehemalige DJ kann die 47.000 Euro nicht selber bezahlen - die Pandemie hat all seine Reserven aufgefressen. Die Spendenkampagne ist seine letzte Hoffnung.
Spendenkampagne nach acht Stunden beendet
Freitagmittags drückt er um 12 Uhr den Knopf, um den Post ins Netz zu schicken. Und dann beginnen unglaubliche Stunden für ihn. Der Zuspruch ist enorm, viele Freunde und Bekannte teilen seine Post, schicken ihm Zuspruch, bieten Hilfe an - und vor allem, sie spenden. Bei 50.115 Euro schließt er nach acht Stunden die Kampagne. Denn er will nur soviel Geld sammeln, wie er für die Behandlung benötigt. Auch Tage später kann Weiler sein Glück kaum fassen, er bedankt sich gerührt bei allen Spendern. Nun kann es hoffentlich schnell gehen. Bereits am 1. März hat er den ersten Termin zur Voruntersuchung. Über die sozialen Medien will der Mülheimer alle Menschen, die ihn unterstützen, über den Verlauf der Behandlung auf dem Laufenden halten.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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