Abrechnung mit dem Rassismus in den USA
"Tote können nicht gehen"

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Percival Everett heißt der Autor und sein aktueller Roman: „Die Bäume“.
Wenn man die witzigen, manchmal echt umwerfenden Dialoge, auf den ersten Seiten gelesen hat, glaubt man nicht, dass der Autor das in dieser Weise bis auf Seite 365 durchhält. Doch! Er schafft das!
Und dabei ist das Thema alles andere als witzig, es geht nämlich um die Lynchmorde in den Südstaaten..
Erst am 25. April 2023 verstarb Carolyn Bryant, die den 14 Jahre alten Schwarzen Emmett Till 1955 beschuldigte, sie an der Taille berührt zu haben, worauf ihr Ehemann und dessen Bruder den Jungen grausam ermordeten.
Percival Everetts Roman kommt wie ein flotter Krimi daher, ist aber eine literarische Abrechnung mit dem immer noch lebendigen Rassismus in den USA. Sogar Trump kommt vor.
Wichtiger aber noch ist der wunderbare Text von „Strange Fruit“, den Everett hier komplett abdruckt. Hier kommen die seltsamen Früchten an jenen Bäumen vor, die dem Roman den Titel geben. Man kennt den Song von Billie Holiday, sie sang ihn immer am Ende ihrer Konzerte. Aber kaum jemand hat schon mal den Text vor sich. Deshalb stelle ich ihn hier mit Übersetzung rein:

Southern trees bear a strange fruit,
Blood on the leaves and blood at the root,
Black body swinging in the Southern breeze,
Strange fruit hanging from the poplar trees.

Pastoral scene of the gallant South,
The bulging eyes and the twisted mouth,
Scent of magnolias sweet and fresh,
And the sudden smell of burning flesh.

Here is a fruit for the crows to pluck,
For the rain to gather, for the wind to suck,
For the sun to rot, for the tree to drop,
Here is a strange and bitter crop.

Die Südstaaten-Bäume tragen merkwürdige Früchte,
Blut auf den Blättern und Blut an der Wurzel.
Schwarzer Körper baumelt im Südstaaten-Wind;
Merkwürdige Früchte hängen von den Pappeln.

Idyllische Szene im prächtigen Süden
Die hervortretenden Augen und der verzogene Mund.
Magnolienduft, süß und frisch,
Und der plötzliche Geruch nach verbranntem Fleisch.

Dies ist eine Frucht, um von den Krähen zerhackt zu werden,
Auf der der Regen sich sammelt, an der der Wind rüttelt,
Die in der Sonne verrottet, die vom Baume fällt,
Dies ist eine merkwürdige und bittere Ernte.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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