Diagnosezentrum Saarn kommt an seine Grenzen
Tests gehen nur noch an ein Labor

Nach dem turbulenten Montag hat sich der Betrieb im Diagnosezentrum wieder normalisiert. | Foto: PR-Foto Köhring
  • Nach dem turbulenten Montag hat sich der Betrieb im Diagnosezentrum wieder normalisiert.
  • Foto: PR-Foto Köhring
  • hochgeladen von Regina Tempel

Eigentlich hat die Corona-Krise noch gar nicht richtig durchgeschlagen. Aber schon kommt das Diagnosezentrum in Saarn an seine Grenzen. Am Montag wurde es von Menschen, die sich testen lassen wollten, überlaufen, der Ordnungsdienst musste durchgreifen. Über 200 Menschen wollten sich an diesem Tag testen lassen, einfach zu viele. Das hatte noch zusätzliche Konsequenzen.

"Das Labor im EKO ist uns abgesprungen", berichtet Dr. Frank Pisani, Leiter des Amtes für Infektionsschutz im Gesundheitsamt. "Der Montag war dann doch zuviel." Das Labor bearbeitet hauptsächlich Tests für Krankenhäuser und außerdem die Corona-Tests für Oberhausen. Für Mülheim gab es dann noch eine Kapazität von 20 Tests am Tag, die wurden massiv überschritten. Für Mülheim testet nun nur noch das vertraglich an das Gesundheitsamt gebundene Labor, das seine Kapazitäten ausgebaut hat und nun maximal 60 Tests am Tag auswerten kann. Deshalb dauert es nun zunehmend länger, bis die Testergebnisse feststehen, drei bis vier Tage müssen sich Betroffene gedulden. Große Möglichkeiten, noch mehr Tests zu machen, sieht Pisani nicht. "Das Labor bearbeitet ja auch andere Test, die sowieso anfallen und für niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser."

Zusätzliches Holzhaus

Die Zahl der Menschen, die getestet werden sollen, steigt aber zunehmend, auch wenn sich die Lage am Diagnosezentrum normalisiert hat. Inzwischen, so schätzt Dr. Frank Pisani, sind es bis zu 80 Menschen am Tag, die getestet werden. Alle zwei Tage erhält das Diagnosezentrum 200 Testkits geliefert, "mehr ist auch im Moment nicht mehr drin".  Damit die Menschen nicht so lange warten müssen, wurde inzwischen ein weiteres Holzhaus hinzugezogen. Dort können die Patienten warten, werden die Vorgespräche mit den Ärzten geführt und gegebenenfalls die Patienten wieder nach Hause geschickt.

Verdachtsfälle werden priorisiert

"Inzwischen müssen wir priorisieren", gibt Pisani zu. Wer nur leichte Symptome aufweise, die sich ohne Probleme auskurieren lassen, wird nach Hause geschickt in Quarantäne - ohne Test. "Die brauchen wir für die schwereren Fälle, bei denen sich Covid 19 entwickeln kann beziehungsweise die ärztliche Hilfe benötigen", erklärt der Gesundheitshygieniker. Covid 19 ist die Lungenkrankheit, die sich bei einem schweren Verlauf der Krankheit entwickeln kann.

Letztlich aber heißt das auch, dass die Zahl der Menschen, von dem das Gesundheitsamt selber ausgeht, dass sie infiziert sind, höher ist als die Zahl, die täglich gemeldet wird. Denn auch Angehörige, die während einer Quarantäne aufgrund positiver Tests bei einem Angehörigen selber krank werden, werden nicht mehr getestet. Auch wenn das Gesundheitsamt eine Corona-Infektion für wahrscheinlich hält. Aber da sie sich bereits in Quarantäne befinden, seien weitere Ansteckungen nicht zu erwarten, da man nach einer Infektion nur zwei Tage ansteckend ist, bevor man krank wird. Da diese Angehörigen nicht getestet werden, fließen sie in die offiziellen Zahlen auch nicht ein, sondern werden nur als Quarantänefälle aufgezählt.

Freiwillige Quarantäne wird
nicht mitgezählt

Insgesamt 270 offizielle Quarantänefälle gibt es Stand Donnerstagmorgen in Mülheim. Nicht allzuviele bei der Anzahl an Infizierten und Kontaktpersonen. "Das RKI hat inzwischen angeordnet, dass alle, die aus den Risikogebieten zurückkommen, aber noch symptomfrei sind, in eine 14-tägige freiwillige Quarantäne gehen. Diese werden dabei nicht mitgezählt", wendet Pisani ein. Mitgezählt werden sicher auch nicht die Angehörigen von Menschen, die in freiwillige Quarantäne gehen, weil sie mit Kindern, Vater oder Mutter zusammenleben, die als mögliche Kontaktperson auch unter Quarantäne stehen.  

Besetzung wurde aufgestockt

Um die erhöhte Anzahl der Verdachtsfälle besser bearbeiten zu können, wurde auch die Besetzung im Diagnosezentrum aufgestockt. Inzwischen arbeiten nun fünf bis sechs Mitarbeiter vom Gesundheitsamt dort, und je nach Bedarf mehrere Ärzte, die die Abstriche machen. Dazu kommen fünf Mitarbeiter vom Ordnungsamt und ein Sicherheitsdienst.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.