Über eine Redewendung
Sterbenswörtchen

Sterbenswörtchen

Die Zahl derer, die ein Sterbenswörtchen gesagt haben, als sie starben, ist sehr wahrscheinlich um vieles geringer als die Zahl derer, die ganz bewusst kein Sterbenswörtchen verlauten ließen, und zwar mitten im Leben, bei voller Gesundheit.
Das Sterbenswörtchen, das hier gemeint ist, ist nicht zu verwechseln mit den letzten Worten eines Sterbenden. Nein, es ist nicht der Sprechende oder Nichtsprechende sondern das Wort selbst, das auf den Lippen mehr oder weniger hörbar verstirbt. Ein leises Wort.
Man könnte noch fragen, ob das Sterbenswörtchen vom Wörtersterben bedroht sei. Gewiss, es ist schon ziemlich betagt. Geht man jedoch die Verwendung in neuerer Literatur durch, feiert das Sterbenswörtchen gerade auch in Buchtiteln von beliebten Krimis fröhliche Urstände. Die Aufforderung des dolchschwingenden Mörders an sein Opfer: „Stirb!“ ist, allerdings nur leise gesprochen, ein echtes Sterbenswörtchen.
Aber auch im Alltag kann man von Leuten zu hören, meist sind dies Journalisten, Politiker und andere Fantasiebegabte, die tatsächlich Sterbenswörtchen gehört haben wollen. Also nicht von Sterbenden (siehe oben) sondern von Lebenden. Und zwar so leise, dass kein anderer sie vernommen hat. Und darüber schreiben sie dann.
Mit meiner Frau habe ich wegen meiner Schwerhörigkeit, und weil ich die Hörgeräte nicht in allen Lebenslagen trage, vereinbart, dass ihr zu meinen Lebzeiten nie ein Sterbenswörtchen über die Lippen kommt, in welcher Bedeutung auch immer.

PS: Der Thriller "Kein Sterbenswort" von Harlan Coben ist aber trotzdem lesenswert.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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