Krimi im Fernsehen

Spannung? Das war gestern.

Krimis, so will es mir scheinen, bestehen im Wesentlichen aus Sequenzen gefilmter Telefonate, wobei aber auf keins notwendigerweise ein „Wir kommen sofort!“ folgen muss. Schnelles körperliches Fortbewegen von Kriminalisten wirkt denn heute auch ziemlich aus der Zeit gefallen. Damals, zu Schimanskis Zeiten, liefen sie Hauswände hoch und sprangen von Dach zu Dach. Heute müssen sie nur kurz vor Schluss eine Pistole auf den Mörder richten und sehr bestimmt „Machen Sie das nicht!“ rufen. In Zukunft noch nicht einmal das: Fahndung und Festnahme erfolgen dann vollautomatisch aus dem Home-Office gesteuert, damit der Ermittler mehr Zeit für die Regelung seine persönlichen und familiären Angelegenheiten bekommt.
Spannung wird auch von den Sendern seit Jahren nach Kräften verhindert, durch Vorberichte in den Medien, durch Vorabeinstellen in Mediatheken, durch Einblendungen von Programmhinweisen kurz vor Schluss.
Nein, Spannung ist kein Kriterium mehr für einen guten Krimi. Eher schon witzige Dialoge.
Und man hat den Eindruck, „Krimi“ wird zum Oberbegriff für alle möglichen Filmproduktionen: Alles Krimi oder was? Praktisch jeder Schauspieler darf komissarisch auch Kommissardarsteller sein. Speziell geschulte braucht es da nicht bzw. wären total fehl am Platz, weil die „Normalen“ die Krankheiten und Marotten der Ermittler viel besser darstellen können. Denn um diese geht es im Moment hauptsächlich. Der beruflich zu lösende Fall bricht sozusagen immer höchst unwillkommen über sie herein und sie können ihm infolgedessen nicht ihre volle Aufmerksamkeit widmen.
Irgendwie wird er – oft ohne ihr Zutun - dann doch gelöst, was dem Zuschauer fast schon egal ist. Und ich prophezeie eine Welle von Krimis, wo der Fall gar nicht mehr gelöst wird, weil die Ermittlerin dafür nun wirklich nicht auch noch Zeit hat. Und niemandem wird es mehr auffallen.