Sprachglosse
Sagenhaftes

Dass jemand nichts zu sagen haben will, kenne ich nur vom Hörensagen. Die, die etwas sagen, haben es meistens nicht. Trotzdem darf bei uns jeder, der nichts zu sagen hat, etwas sagen, kann aber lediglich auf eine Zusage derer hoffen, die wirklich das Sagen haben.
Das Wort „etwas“ bezeichnet also im Kontext mit „sagen“ etwas sehr Verschiedenes, je nachdem ob man nur irgendwas sagt oder ein Das-Sagen-Habender ist.
Was jedoch die Das-Sagen-Habenden sagen, ist oft so vielsagend wie ihr sprachlos machendes Schweigen, öfter noch aber einfach nichtssagend.
Nicht selten auch, dass Das-Sagen-Habende fürchterlich versagen. Nicht wenige davon bleiben uns als umwobene Sagengestalten noch Jahrhunderte erhalten.
Manche Journalisten meinen, sie müssten denen, die zu sagen haben, einmal etwas vorsagen, was sie dann nur noch aufzusagen hätten. Leider ist der, der die Wahrheit sagt, oft nicht der Angesagteste. Und wer eine Ansage macht, muss mit Absagen rechnen.
In der Demokratie hat, Gottseidank, keiner allein das Sagen. Es sind immer Gremien, wenn nicht national, dann übernational. Denn es geht darum, zu denen zu gehören, die das Sagen haben, aber nicht die Schuld für die Folgen tragen zu müssen. Diese unsägliche Anonymisierung entscheidender Machtworte, die einen persönlich betreffen können, für die aber keine Einzelperson verantwortlich ist, nennt man auch kafkaeskes Versagen.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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