Reaktion auf Schließung der Kinderschutzbund-Beratung
Politiker fordern umgehendes Handeln
Die Einstellung des Beratungsangebotes des Kinderschutzbundes gegen Vernachlässigung, Misshandlung und sexuellem Missbrauch von Kindern hat auch die Mülheimer Politik alarmiert. Die Grünen sind entsetzt, heißt es in einer Pressemitteilung. „Dies wäre angesichts der schockierende Fälle von Kindesmissbrauch in Lügde, Bergisch-Gladbach und Münster das absolut falsche Signal“, zeigt sich ihre kinderpolitische Sprecherin Franziska Krumwiede-Steiner fassungslos.
Diese Horrortaten seien aber nur die Spitze des Eisbergs. Deshalb brauche man alle Ressourcen, um Anlaufstellen für Kinder oder auskunftswillige Erwachsene anbieten zu können. „Dass das Aus jetzt so plötzlich kommt, ist absolut unfassbar. Das Corona-Brennglas hat jedem verdeutlicht, wie wichtig Beratungsstellen zum Schutz der Kinder sind“, erklärt Parteisprecherin Kathrin Rose. Die Grünen werden der Dringlichkeit halber den Hauptausschuss mit der Angelegenheit befassen. Zudem wollen sie ihre Landtagsfraktion einschalten.
Falsches Signal
Mit Entsetzen und Bedauern hat der fraktionslose Stadtverordnete Jochen Hartmann auf die Ankündigung reagiert. Hartmann, der sich selbst seit vielen Jahren beruflich mit Kinderpornographie befasst, meint dazu: "In einer Zeit nach Lügde, Bergisch Gladbach und Münster ist dies ein gänzlich falsches Signal. Es zeigt, dass die Landesregierung zu spät aufgewacht ist.“ Aber auch Mülheim habe offensichtlich seinen Anteil an dem Desaster. Hartmann, der seit langem gegen die hohen Subventionen für das Theater an der Ruhr wettert, bemängelt erneut, dass man ein elitäres Nischentheater am Tropf hielte, aber Geld für die Schwächsten in unserer Gesellschaft fehle. Hartmann will die Polizeistiftung David und Goliath auf eine finanzielle Unterstützung ansprechen.
Auch die Linke Mülheim fordert Stadt und Landesregierung auf, sofort zu handeln, damit die Schließung rückgängig gemacht werden kann. „Die Linke Mülheim fordert seit langem, dass Beratungsstellen und Präventionsprojekte unabhängig von Spenden ausfinanziert werden, dies muss von der Stadt Mülheim unabhängig vom Haushalt und dem Land NRW getragen werden“, so Kreissprecherin Andrea Mobini.
BAMH fordert Lösung
Der Bürgerliche Aufbruch Mülheim (BAMH) wiederum nimmt Dezernent Marc Buchholz in die Pflicht. “Herr Buchholz hatte als Nachfolger von Herrn Ernst die vorrangige Aufgabe, die Schieflage bei den Sozialausgaben der Stadt ins Lot zu bringen und insgesamt die Arbeit in diesem Bereich kostengünstiger und effektiver zu organisieren."
Da habe sich wohl bisher nichts gebessert, befindet ihr OB-Kandidat Dr. Martin Fritz. Es gehe wohl bestenfalls um 4.000 Euro monatlich. Das seien nicht einmal die Kosten, mit denen ein einziger unbegleiteter Jugendlicher die Stadtkasse monatlich belastet. Und auch Fritz verweist auf die hohen Subventionen für das Theater. Seit mehr als einem Jahr lägen die Alarmmeldungen hinsichtlich der Unterfinanzierung dieser Beratungsstelle im Sozialdezernat vor. Jetzt müsse schnell eine Lösung gefunden werden, denn diese Institution sei unverzichtbar. Außerdem sei zu klären, warum die Politik von der prekären Lage in diesem Bereich nicht informiert wurde.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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