Mülheimer Kinos wagten den Neustart
Noch fehlen die echten Blockbuster
Mit den letzten Lockerungen vom 30. Mai durften am Samstag auch die Kinos in NRW wieder öffnen. Viele Filmfreunde haben die Öffnung herbeigesehnt. Doch auch hier ist während der Corona-Krise der Betrieb ein anderer als gewohnt. Eine echte Entspannung der Situation sehen die Kinobetreiber deshalb noch nicht.
Aber zunächst einmal dominiert die Freude, wieder öffnen zu dürfen und den Kunden etwas anbieten zu können. "Wir haben während der Schließung einige Projekte umgesetzt, aber irgendwann war nichts mehr zu tun. Große Umbauarbeiten standen nicht auf dem Plan, dazu fehlten auch die Einnahmen und die Ungewissheit, wie es weitergeht", erklärt Anja Thies, Geschäftsführerin der Filmpassage im Forum. Man fokussierte sich auf das Wesentliche wie die Fixkosten und Löhne. Die 13 Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit gegangen, gekündigt wurde niemandem. Die Studenten wurden aus eigener Tasche weiter bezahlt, da sie nicht unter Kurzarbeitergeld-Regelungen fielen.
Mit der Neueröffnung zeigt die Filmpassage das Filmprogramm, mit dem man im März aufgehört hat. "Auch wenn es zurzeit aufgrund der Pandemie keine neuen Filme gibt, so wollen wir trotzdem aufmachen. Außerdem hat bestimmt nicht jeder die Filme, die im März bereits liefen, gesehen", glaubt Thies. Die Starts größerer Blockbuster sind von den Filmverleihern geschoben worden. Auch neue deutsche Filme starten noch nicht, solange nicht alle Kinos in Deutschland wieder öffnen können, da hat jedes Bundesland andere Vorgaben. Und auch internationale Filme, vor allem aus den USA, sind in den nächsten Wochen nicht zu erwarten. Auch dort wütet das Virus und viele Kinos haben geschlossen.
Anja Thies rechnet trotz Öffnung mit rund 40 Prozent Umsatzverlust alleine wegen der Auflagen. So wird jede zweite Reihe in den Sälen der Filmpassage gesperrt, und auch zwischen den Sitzplätzen, die zusammenhängend zum Beispiel von Familien gebucht werden, bleiben jeweils drei Plätze frei, um den Mindestabstand von 1,50 Metern zu gewährleisten. Es werden von den 1000 möglichen Sitzplätzen im Kino womöglich nur maximal 250 belegt werden können. Natürlich herrscht Maskenpflicht im Kino, diese kann während des Filmes aber abgenommen werden. Wer eine Maske vergisst, kann sie an der Kasse erwerben.
Viele Plätze müssen frei bleiben
Der personelle Aufwand ist nun größer, denn die Mitarbeiter müssen kontrollieren, dass die Gäste auch bei Zugängen in die Säle die gebotenen Abstände einhalten. Auch in den Sälen wird kontrolliert, dass die Besucher auf den angegeben Plätzen sitzen. Vorstellungszeiten werden entzerrt. Um mehr Besucher ins die Kinos zu locken, kosten die Filme zunächst alle nur 4 Euro pro Karte. In der ersten Woche laufen Filme wie die Känguru-Chroniken, Die Gentlemen, Nightlife oder Joker, mit Mina und die Traumzauberer gibt es sogar einen Kinderfilm als Neustart.
Ein ähnliches Programm zeigt auch das CinemaxX Mülheim, hier kosten die Karten ab 4,99 Euro. Kernbestandteil der Wiedereröffnung ist ein Sicherheits- und Hygienekonzept, das CinemaxX gemeinsam mit seinem Mutterunternehmen Vue International erarbeitet hat. Im gesamten Kino gilt eine Maskenpflicht. Sobald im Saal der zugewiesene Sitzplatz eingenommen wurde, darf die Maske abgenommen werden. Kunden werden gebeten, Tickets vornehmlich online zu buchen. Beim Einlass erfolgt eine kontaktlose Ticketprüfung. An allen Kassen kann kontaktlos gezahlt werden. In den Sälen bleiben Sitze zwischen den buchbaren Zweier-Blöcken frei. Abstandsregeln werden durch zeitversetzten Filmstart und Auslass unterstützt.
Kino Rio bleibt vorerst zu
Während in den großen Kinos der Betrieb schon anläuft, bleibt das Mülheimer Rio-Kino, Mülheims einziges Programmkino, geschlossen, Betrieben wird es von den Essener Filmkunsttheatern, zu denen auch die Lichtburg gehört. Geschäftsführerin Marianne Menze erklärt, warum es hier zurzeit keine Vorstellungen gibt. "Das Rio ist mit seinen 80 Plätzen einfach so klein, dass man, um den Vorschriften vor allem mit den Abstandsregeln genüge zu tun, kaum mehr als vielleicht acht Besucher einlassen könnte." Dazu käme der erhöhte personelle Aufwand, so dass sich der Betrieb wirtschaftlich nicht darstellen ließe.
Menze ist froh, dass von den Filmkunsttheatern in Essen zumindest die Lichtburg und das Eulenspiegel mit jeweils 400 Plätzen wieder öffnen konnten. Und auch hier ist man von der Kostendeckung noch weit weg. Aber wie bei den anderen Betreibern überwiegt auch bei Menze einfach wieder der Wunsch, für die Besucher da sein zu können.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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