Dackel, Busmann, Heine
Nicht vergessen: Dackelwallfahrt nach Kevelaer - Samstag 2. September 2023!

Foto: Collage: Franz B. Firla

Für mich gibt's ein Problem: Ich habe einen Zwergschnauzer und darf damit nicht an dieser modernen Transformation des Wallfahrtsgedankens partizipieren. Ich suche also einen Dackelbesitzer in Mülheim , der bereit ist, mir für das Rudelgassi seinen Hund zur Verfügung zu stellen bzw. mit mir zu tauschen.

Um 14.15 geht’s los. Alle Dackel treffen sich am Parkplatz am Konzert- und Bühnenhaus.

Mich erinnert die Dackelwallfahrt unweigerlich immer an zwei Menschen und zwei Jahre. Einmal an Hendrick Busmann,1641
und zum andern an
Heinrich Heine,1822.

Busmann am Hagelkreuz (siehe Collage, links unten)

Kurz vor Weihnachten 1641 wünschte sich Maria in Kevelaer ein Kapellchen. Sie sprach den armen Handelsmann Hendrick Busmann darauf an. Dreimal. Und zwar auf Deutsch. Sinngemäß befahl sie: „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!“  
Busman betete gerade auf seinem täglichen Weg von Weeze nach Geldern vor einem Wetterkreuz, das an einer Wegkreuzung nahe bei Kevelaer stand. Hendrick Busman war arm, dennoch führte er diesen Auftrag aus.
Wir wissen was daraus entstanden ist:
"Am dritten Sonntag im Juni findet die Marienwallfahrt nach Kevelaer in Zusammenarbeit mit den Pfarreien der GdG Kempen-Tönisvorst statt. Die Fuß- und Radpilger starten in der Nacht bzw. am frühen Morgen in St. Hubert am Marienheim an der Kirche. In Kevelaer ist um 11.00 Uhr der Kreuzweg, anschließend ist eine Station am Gnadenbild am Kapellenplatz in Kevelaer. Danach feiern die Pilger um 12.30 Uhr im Pax-Christi-Zentrum die heilige Messe. 

Nicht nur die Dackelwallfahrt ist eine Transformation, sondern auch die „Kevelaer App“: 

„Genießen Sie Ihre ganz persönliche Audioführung durch den Wallfahrtsort Kevelaer mit dem Audioguide „Kevelaer App“, die Ihnen das Geschehen am Kapellenplatz und die Kapellen näher bringt. Folgen Sie den Hörstationen über die Liste mit erstklassigen Fotos. Lernen Sie das unscheinbare Wallfahrtsbild mit dem Titel der „Trösterin der Betrübten“ kennen und erfahren Sie Wissenswertes über die Baugeschichte und den Architekten der Kirchen, bevor Sie die Kirchen betreten.“

Der junge Heinrich Heine schrieb 1822, also vor ziemlich exakt 200 Jahren:

Die Wallfahrt nach Kevlaar

Am Fenster stand die Mutter,
Im Bette lag der Sohn.
»Willst du nicht aufstehn, Wilhelm,
Zu schaun die Prozession?«

»Ich bin so krank, o Mutter,
Daß ich nicht hör und seh;
Ich denk an das tote Gretchen,
Da tut das Herz mir weh.« -

»Steh auf, wir wollen nach Kevlaar,
Nimm Buch und Rosenkranz;
Die Mutter Gottes heilt dir
Dein krankes Herze ganz.«

Es flattern die Kirchenfahnen,
Es singt im Kirchenton;
Das ist zu Köllen am Rheine,
Da geht die Prozession.

Die Mutter folgt der Menge,
Den Sohn, den führet sie,
Sie singen beide im Chore:
Gelobt seist du Marie!
2
Die Mutter Gottes zu Kevlaar
Trägt heut ihr bestes Kleid;
Heut hat sie viel zu schaffen,
Es kommen viel kranke Leut.

Die kranken Leute bringen
Ihr dar, als Opferspend,
Aus Wachs gebildete Glieder,
Viel wächserne Füß und Händ.

Und wer eine Wachshand opfert,
Dem heilt an der Hand die Wund;
Und wer einen Wachsfuß opfert,
Dem wird der Fuß gesund.

Nach Kevlaar ging mancher auf Krücken,
Der jetzo tanzt auf dem Seil,
Gar mancher spielt jetzt die Bratsche,
Dem dort kein Finger war heil.

Die Mutter nahm ein Wachslicht,
Und bildete draus ein Herz.
»Bring das der Mutter Gottes,
Dann heilt sie deinen Schmerz.«

Der Sohn nahm seufzend das Wachsherz,
Ging seufzend zum Heilgenbild;
Die Träne quillt aus dem Auge,
Das Wort aus dem Herzen quillt:

»Du hochgebenedeite,
Du reine Gottesmagd,
Du Königin des Himmels,
Dir sei mein Leid geklagt!

Ich wohnte mit meiner Mutter
Zu Köllen in der Stadt,
Der Stadt, die viele hundert
Kapellen und Kirchen hat.

Und neben uns wohnte Gretchen,
Doch die ist tot jetzund -
Marie, dir bring ich ein Wachsherz,
Heil du meine Herzenswund.

Heil du mein krankes Herze -
Ich will auch spät und früh
Inbrünstiglich beten und singen:
Gelobt seist du, Marie!«
3
Der kranke Sohn und die Mutter,
Die schliefen im Kämmerlein;
Da kam die Mutter Gottes
Ganz leise geschlichen herein.

Sie beugte sich über den Kranken,
Und legte ihre Hand
Ganz leise auf sein Herze,
Und lächelte mild und schwand.

Die Mutter schaut alles im Traume,
Und hat noch mehr geschaut;
Sie erwachte aus dem Schlummer,
Die Hunde bellten so laut.

Da lag dahingestrecket
Ihr Sohn, und der war tot;
Es spielt auf den bleichen Wangen
Das lichte Morgenrot.

Die Mutter faltet die Hände,
Ihr war, sie wußte nicht wie;
Andächtig sang sie leise:
Gelobt seist du, Marie!

Hier zeigt Heine bereits seine im harmlosen Volkston vorgetragene, manchmal beißende Ironie.

Und all das zusammen ist und war = Kevelaer!

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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