Zeitzeichen zum 18. Juli 1899: Brand in der Bachstraße
Nach Unglück in den Schutz investiert

Abbildung der 1866 von der Stadt Mülheim gekauften Feuerwehrspritze.  | Foto: Stadtarchiv Mülheim
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  • Abbildung der 1866 von der Stadt Mülheim gekauften Feuerwehrspritze.
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In der Reihe Mülheimer Zeitzeichen, die die Mülheimer Woche in Kooperation mit dem Stadtarchiv monatlich veröffentlicht, geht es heute um die Entwicklung der Feuerwehr in Mülheim.

Von Dr. Kai Rawe, Stadtarchiv

Die Geschichte des modernen Feuerlöschwesens in Mülheim an der Ruhr wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von verschiedenen Ereignissen geprägt. So erhielt die Stadt im August 1852 von der Aachener und Münchener Feuerversicherung 100 Brandeimer, um im Falle eines Feuers damit die Bevölkerung in die Lage zu versetzen, dieses zu bekämpfen. 1853 wurde ein städtisches „Feuerpolizeireglement“ erlassen, 1865 durch den Mülheimer Turnverein eine erste freiwillige Feuerwehr, 1887 schließlich die städtische freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen. Es war jedoch eine Brandkatastrophe im Jahr 1899, bei der „drei Menschenleben zu Grunde gingen“, wie es im städtischen Verwaltungsbericht hieß, die schließlich zu erheblichen Investitionen in den Brandschutz führten.

Der Verwaltungsbericht der Stadt Mülheim an der Ruhr für das Jahrzehnt 1890 bis 1900 berichtet über diesen Brand folgendes:
„Am 18. Juli 1899 abends gegen 11 ½ Uhr brach in dem Hause Bachstraße 38, in welchem sich die Papierwarenhandlung der Witwe Bruns befand, Feuer aus, welches so rasch um sich griff, dass das ganze Haus nebst Lagerbeständen ein Raub der Flammen wurde, obwohl die freiwillige Feuerwehr alsbald auf der Brandstätte erschien. Während sich der Buchbindergehülfe Karl Schorn durch einen Sprung aus dem Giebelfenster retten wollte, jedoch stürzte und das Genick brach, wurden die bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Leichen der Hermine Pliestermann und der Franziska Frintrop später aus dem Schutt hervorgeholt. Über die Entstehung des Brandes ist trotz der genau geführten Untersuchung nichts Bestimmtes festgestellt worden. Wahrscheinlich ist aber, dass einem der verunglückten Mädchen eine Lampe explodiert ist, wodurch das Treppenhaus des alten verbauten Hauses sofort in Flammen geriet.“

Dieses Unglück veranlasste die Stadtverordnetenversammlung am 17. Oktober 1899, eine städtische Feuerlöschkommission ins Leben zu rufen, die in der folgenden Zeit zunächst für die Einrichtung elektrischer Feuermelder im ganzen Stadtgebiet sorgte. Über diese Feuermelder konnte im Brandfalle die Feuerwehr verständigt werden, für die zudem einige Zeit später ein Mannschaftswagen und weiteres Löschgerät beschafft werden konnte. Insgesamt investierte die Feuerlöschkommission in der ersten Zeit ihrer Tätigkeit die für die damalige Zeit enorme Summe von 11.000 Mark in diese Brandschutzmaßnahmen. Die Gründung einer städtischen Berufsfeuerwehr, die die Kommission als Folge des Brandunglücks in der Bachstraße ebenfalls anregen wollte, wurde aus unterschiedlichen Gründen jedoch erst 25 Jahre später, am 1. April 1924 vollzogen.

Einen Überblick über alle Zeitzeichen mit weiterführenden Links findet man auch im Internet auf der Seite des Stadtarchivs: www.stadtarchiv-muelheim.de

Abbildung der 1866 von der Stadt Mülheim gekauften Feuerwehrspritze.  | Foto: Stadtarchiv Mülheim
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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