Zu wenig und zu langsam
Mit den Koop-Bussen gibt es große Probleme

Eng geht es auf weiten Strecken zu in den Koop-Bussen zwischen den Gymnasien.  | Foto: M. Schmitz
  • Eng geht es auf weiten Strecken zu in den Koop-Bussen zwischen den Gymnasien.
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Schon seit mehr als drei Jahrzehnten kooperieren die Mülheimer Gymnasien im Leistungskursbereich der Oberstufe. Um möglichst alle Wunsch-Leistungskurse belegen zu können, pendeln einige Oberstufenschüler dreimal in der Woche zwischen zwei Gymnasien. Und das führt zu Problemen.

Von Andrea Rosenthal

Bei den Koop-Fahrten pendeln zwei Gelenkbusse in gegensätzlicher Richtung zwischen dem Gymnasium Broich und dem Gymnasium Heißen. Zwischenhalte gibt es an der Luisenschule, der Karl-Ziegler-Schule und der Otto-Pankok-Schule. In der Konzeption der 1980-er Jahre waren für die Strecke 35 Minuten vorgesehen, wie Ruhrbahn-Pressesprecher Jens Kloth erklärt. Da die großen Pausen jedoch nur 20 Minuten lang sind, wurde die Zeit auf 25 Minuten reduziert. Gleichzeitig haben die Schulen den Beginn der Koop-Leistungskurse in die nullte Stunde auf 7.45 Uhr vorgezogen, um die Fahrzeit aufzufangen.

Je nach Verkehrsaufkommen oder Baustellenlage auf der Strecke kam es immer mal wieder zu Verspätungen. Doch nun läuft die Situation aus dem Ruder. Verspätungen zwischen 35 und 60 Minuten sind seit Beginn dieses Schuljahres die Regel, so dass die Schüler der KOOP-Leistungskurse einen Großteil ihrer anschließenden "Heim-Leistungskurse" verpassen. Schulleiter, Lehrer und Schüler sind verärgert. Die Eltern sind höchst besorgt. Ursache ist die Renovierung der Otto-Pankok-Schule, durch die die Oberstufe in die ehemalige Hauptschule im Dichterviertel ausgelagert wurde. Jens Kloth räumt ein: "Dadurch verlängert sich die Fahrzeit um 10 bis 15 Minuten."

Auch Dr. Heike Quednau, Leiterin der Luisenschule, ist sauer: "Bei mir rufen viele Eltern an, die sich ärgern." 51 Schüler sind von ihrer Schule in diesem Schuljahr betroffen, bei den anderen vier Gymnasien ist die Größenordnung ähnlich. Mehr als 250 Schüler, die aufgrund von Verspätungen einen wichtigen Teil ihres Unterrichts verpassen! Und wenn die beiden Busse kommen, stehen die Schüler streckenweise dicht gedrängt. In Zeiten von Corona sorgt das für zusätzliche Unsicherheit. "Unsere Schüler weichen teilweise auf den Linienverkehr aus, aber das ist nicht für alle möglich. Wir brauchen dringend mehr Busse", fordert Dr. Heike Quednau. Dieser Forderung hat sich auch Daniel Mühlenfeld von der SPD schon angeschlossen, der sechs statt zwei Busse fordert.

Bei Ruhrbahn und Stadt ist das Problem bekannt, eine Lösung ist dennoch nicht in Sicht. Jörg Albrecht, der sich auf Seiten der Stadt um den Schülerverkehr kümmert, betont: "Ich kann die Eltern verstehen und versichere, dass wir in enger Abstimmung mit der Ruhrbahn sind." Doch es wird keine schnelle Lösung geben. Die Koop-Busse sind Teil des Ausschreibungspakets Schülerverkehr, der auch die Fahrten zwischen den Schulen und den Sporthallen und Schwimmbädern umfasst. Die Anzahl der Busse und Fahrten ist dort genau festgelegt. Und weil trotz Corona inzwischen der Sport- und Schwimmunterricht wieder weitgehend normal läuft, sind keine Kapazitäten zum Umschichten frei.

Ruhrbahn-Sprecher Jens Kloth erklärt: "Um weitere Kapazitäten zu bestellen, bedarf es einer Ausschreibung für diese Fahrten, unter Berücksichtigung der entsprechenden Vorlaufzeiten für ein entsprechendes Verfahren. Nach einer erfolgten Ausschreibung muss der mit dem Amt für Kinder, Jugend und Schule geschlossene Vertrag um die in der Ausschreibung ermittelten Kosten für den zusätzlichen Bus ergänzt werden. Bei der Ruhrbahn sowie bei den bislang beauftragten Subunternehmern sind derzeit alle Kapazitäten erschöpft."

Um dieses Problem weiß auch Jörg Albrecht: "Verschärft wird die Situation dadurch, dass einige Anbieter durch die Coronakrise vom Markt verschwunden sind." Dennoch strebe die Stadt eine Vertragserweiterung an, die zusätzliche Busse für den Koop-Verkehr ermöglicht. "Zur Zeit geht es um die Preisermittlung und dann wird die Finanzierung nochmal eine große Herausforderung", berichtet Jörg Albrecht unter Hinweis auf die finanzielle Lage der Stadt Mülheim.

Bis die Zusatzbusse kommen, empfiehlt Dr. Heike Quednau den Schülern nach Alternativen im Linienverkehr zu suchen, während Ruhrbahnsprecher Jens Kloth keine Ausweichmöglichkeiten sieht.

Hintergrund

>> Alle fünf Mülheimer Gymnasien gehören zum Kooperationsverbund. Betroffen sind die Leistungskurse der Oberstufe.
>>  Zur Zeit gibt es in den Jahrgängen Q1 und Q2 (11. und 12. Klasse) insgesamt zehn Koop-Leistungskurse, in denen durchschnittlich fünf Schüler von anderen Gymnasien sitzen. Das ergibt bei G8 eine Pendlerzahl von durchschnittlich 250 Schülern, bei G9 steigt die Zahl auf zirka 375 Schüler.
>> Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat ein einheitliches Verfahren zur Berechnung der Kapazitätsgröße für alle Verkehrsmittel definiert. Nach diesem fassen Gelenkbusse knapp 100 Menschen, Solobusse knapp 70. Deshalb muss die Stadt Mülheim, spätestens wenn der erste G9-Jahrgang die Oberstufe erreicht, die Kapazitäten erhöhen.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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