Frühstück

Mein gestreiftes Marmeladenbrötchen

Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, die Geschichte und Problematik der Vierfruchtmarmelade noch mal ganz neu zu überdenken.
Lange bevor alles Mögliche und Unmögliche gemixt wurde, war sie ja die Revolution der deutschen Frühstückskultur und erfreute sich großer Beliebtheit, verhieß sie doch als Quadro-Konfitüre ein deutliches Mehr an Geschmack z. B. gegenüber einer Mono-Erdbeermarmelade.
Bis man merkte, dass unsere Zunge die Obst-Mixtur zwar interessant und fruchtig empfand, unser Kopf aber bei der Vorstellung einer Erdstacheljohannisbrommbeere versagte.
Die Steigerung der Geschmacksempfindung, so zeigten dann meine Versuche am offenen Brötchen, liegt nicht in der Mixtur begründet, sondern in der Abwechslung! Da muss man sich halt die Mühe machen, die synchronen Geschmacksempfindungen in sukzessive aufzulösen. Das schafft man natürlich nicht mit Früchtemixturen aus einem einzigen Glas, sondern indem man aus verschiedenen Monofruchtgläsern, Marmeladenstreifen manuell quer und nebeneinander auf das Brötchen aufbringt.
Dabei kreiert man zusätzlich einen nicht unerheblichen optischen Reiz, denn das Auge, wie wir alle wissen, isst ja auch mit. Und Zunge und Gaumen lieben es abgöttisch, nach einer Weile Kirschenpflücken auch dem Erdbeerbeet und dann noch dem Johannisbeerstrauch mit ein paar Bissen einen kulinarischen Besuch abzustatten.
So bestreiche ich mein morgendliches Brötchen lustvoll mit mindestens drei verschiedenen Fruchtmarmeladen, die ich beim Fortbiss ins nächste Marmeladenfeld aber auch wirklich intensiv schmecke. Als besondere Gaumenkitzel pflege ich an Feiertagen mithilfe eines Strohhalms zwischen die Fruchtfelder noch ganz schmale Waldhonigstreifen ein.

Natürlich müsste man für eine Verbreitung dieser köstlichen Idee einen modernen englischen Begriff haben. 3jams-Brötchen oder so. Aber ich bin da eher für Mundpropaganda. Machst du mit?