Dichtender Landwirt aus Kettwig
Literaturgipfel auf der Meisenburg
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- hochgeladen von Franz Bertram Firla
Sengelmannshof und Meisenburg, damit verbinden viele Mülheimer und Kettwiger durchaus eine Vorstellung. Aber wohl nur wenige werden dabei an den dichtenden Landwirt Johann Wilhelm Eichholz ( 1830 – 1912 ) aus Kettwig denken, der seine Kindheit in Holthausen verbrachte und Mölmsch Platt sprach, das später - nach seiner Einheirat in den Sengelmannshof - einen leicht bergischen Einschlag bekam. Von November bis März stiefelte Eichholz, der sich das Pseudonym Felix Norden zulegte, jede Woche einmal zur Meisenburg , wo sich seit 1859 unter Leitung des Lehrers Georg Klingenburg und anderer ein literarischer Verein zur Lesung und Besprechung zahlreicher Dramen von Shakespeare, Schiller , Goethe bis zu Hauptmann und Ibsen traf. Eichholz wurde später selbst Vorsitzender, gab 1880 einen Gedichtband mit „hoch- und niederdeutschen“ Gedichten heraus (Vorbild Fritz Reuter), der heute noch in NRW-Bibliotheken anzutreffen ist, und schrieb sogar eine Reihe von Theaterstücken, davon zwei in Mölmsch Platt. Eins davon, „Dat geplande Lustspiel“ habe ich aus der Handschrift übertragen und mit Anmerkungen versehen. Es kann im Stadtarchiv eingesehen oder auch in der Stadtbücherei entliehen werden. “Der Dialect ... ist derjenige von Mülheim a. d. Ruhr und Umgegend ...“ schreibt er in der Einleitung zu seinem Gedichtband, dem das Gedicht "Ek kiek dei so diep in die Ougen" entnommen ist.
Wilhelm Eichholz-Sengelmann
„Die Ougen“
Ek kiek dei so diep in die Ougen,
die schiene so blo un so tröü,
deit harmlos dirin mei beruschen,
un ahnden nix Schlimmes dobei.
Ek kiek dei tu diep in die Ougen,
o wüer ek gewahrschaut tur Tied!
Im Herzen do deit et wal kloppen,
märr, o, ek beachten et niet.
O Junges, o, lotent ink rohen,
o hüerent doch, wat ek ink segg:
o kiekent kein Dien in die Ougen,
süß geit et ink sicher es schlech.
Un wenn mei dat Lewen
es feindlich bedreut,
un wenn sich die Hoffnung
op Glöck es terschleit,
dann komm ek no die hin,
wenn etwas nit doug,-
vergeten üß alles,
kiek ek in dien Oug.
„Die Augen“
Ich sah dir so tief in die Augen,
die schienen so blau und so treu,
tat harmlos mich darin berauschen
und ahnte nichts Schlimmes dabei.
Zu tief sah ich dir in die Augen,
o hätt man mich wachsam gemacht!
Das Herz tat mir wohl schon pochen
doch, o, ich gab nicht darauf acht.
O Jungen, o, lasset Euch raten,
o hört doch, was ich sagen möcht:
o seht keiner Dirn in die Augen,
sonst geht es euch sicher mal schlecht.
Und wenn mich das Leben
mal feindlich bedroht,
und wenn sich die Hoffnung
auf Glück mal zerschlägt,
ich komme zu dir hin,
will etwas nicht taugen,-
vergesse dann alles,
schau dir in die Augen.
Gereimte Übertragung: Franz Firla 2004
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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