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Lippenbekenntnis

Da geschieht in einem öffentlichen Verkehrsmittel in England Unglaubliches, ja Sittenwidriges. Ein junger Mann erdreistet sich, vor allen Fahrgästen die attraktive Mundumrandung einer jungen Dame mit der seinen zu berühren.
Vermutlich sahen alle weg, sodass der wildgewordene Halbstarke seine freche Tat gleich mehrmals wiederholen konnte. Erst nachdem ihm die Puste ausging, entschuldigte er sich bei der namenlosen jungen Frau mit der lapidaren Feststellung, er habe nicht anders gekonnt, denn schließlich habe die Natur das ja so vorgesehen. Er habe doch nur ein höheres Gebot befolgt und sehe darin einen guten Weg, in die Nähe des Himmels zu kommen. Und das sei immerhin der siebente.

Er schien es wirklich ernst zu meinen, wurde zum Wiederholungstäter und machte nach einigen Busfahrten Nägel mit Köpfen und erklärte die namenlose Unbekannte zu seiner Braut. Um nicht länger auf die täglichen Busfahrten angewiesen zu sein, will er doch demnächst mal die Eltern der Braut befragen, ob sie einer Heirat zustimmen.

Auf die Frage der bis dahin stummen Braut, ob sie davon ausgehen könne, dass sein Verlangen nach ihrer leuchtenden Mundumrandung auch in der Ehe nicht nachlassen werde, beteuert er noch einige Male sein feuriges Lippenbekenntnis. Seitdem verliert sich die rote Spur zunehmend im Universum versunkener Schlagerlyrik.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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