Kiloschnarch

Bei Unfällen hört man zuweilen, der Fahrer sei übermüdet gewesen. LKW-Fahrer haben dann häufiger die vorgeschriebenen Pausen nicht eingehalten und menschlich versagt. Das kann man feststellen. Aber wie müde einer nun wirklich gewesen ist, kann niemand sagen. Wie auch? Es werden ja keine Müdigkeitsproben entnommen.
Oder wie will man z.B. ein Burnout objektiv beurteilen, eine besondere Form von Amtsmüdigkeit? Bei jeder Blutanalyse bekommen wir minutiös aufgelistet, was wir zu viel, was wir zu wenig im Blut haben. An Müdigkeit sei der Eisenmangel schuld, sagt man so gemeinhin. Aber viele sind oft schon deshalb müde, weil sie zu viel und zu oft essen. Nahrungsaufnahme vermindert bekanntlich die Blutmenge im Gehirn.
Ist Gähnen eigentlich ein Symptom für Müdigkeit? Manche, so hat man den Eindruck, lassen sich nur in den Bundestag wählen oder besuchen Fußballspiele, um von Kameras beim Gähnen gefilmt zu werden.
Literaten wie Peter Handke widmen ein ganzes Buch den Verlockungen des Morpheus und auch ich hätte da eins in Vorbereitung: „Wie ich meine Müdigkeit lieben lernte.“
Es ist ja beileibe nicht so, dass die Menschen mit ihrer Müdigkeit total unzufrieden wären.
Trotzdem ist es aus den oben genannten Gründen an der Zeit, einen objektiven Maßstab für Müdigkeit zu entwickeln und verbindlich einzuführen. Unser zahlenbesessenes Zeitalter schreit förmlich nach der Maßeinheit für Müdigkeit.
Der SZ-Kolumnist Axel Hacke schlägt vor, sie „Schnarch“ zu nennen. Obwohl mir die Analysemethode noch nicht ganz klar ist, kann ich mir folgende Werte auf der Müdigkeitsskala vorstellen: 1 – 499 Gramm Schnarch wäre dann leichte Müdigkeit, also normal. 500 bis 999 Gramm mittlere Müdigkeit, wobei bereits Gähnen auftritt, und ab 1 Kiloschnarch (KS) beginnt die schwere Müdigkeit mit Halsmuskelerschlaffung und Lidabsturz. Bei etwa 250 KS liegen wir im Schnarchkoma und ab 500 KS stürzt das Haus ein.
Höhere Werte werden von Lebenden normalerweise nicht erreicht.