Diskussion um hohe Inzidenzzahlen in Styrum und Altstadt II
Inzidenzen jetzt auch stadtteilbezogen
Anfang letzter Woche hat die Stadt erstmals auf Druck der Tageszeitung die Inzidenzen nach Stadtteilen unterteilt veröffentlicht - eine Information, die auch viele Bürger in den vergangenen Monaten nachgefragt haben.
Die nun öffentlichen Zahlen haben dazu geführt, dass in der Öffentlichkeit, zwischen Krisenstab, Integrationsrat und Parteien, eine heftige Diskussion entbrannt ist, wie man die offensichtlichen Probleme in den Stadtteilen Styrum und Altstadt II, zu der auch Eppinghofen gehört und die die deutlich höchsten Inzidenzen aller Stadtteile aufweisen, lösen kann. Denn hier wohnen besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund, die die Stadt offenbar nicht gut erreicht.
Am Montag legte das Mülheimer Referat für Stadtforschung und Statistik eine erneute Aktualisierung der Daten vor.
So sieht die Situation momentan in den Stadtteilen aus:
Altstadt II (25.681 Einwohner):
Mit 373,8 ist die Inzidenz hier am höchsten (Vorwoche 264,8). Die Zahl der Infizierten ist von 68 vor einer Woche auf 96 gestiegen. Es wurden innerhalb einer Woche 183 Tests gemacht, in der Vorwoche waren es 118.
Styrum (15.988 Einwohner):
Die Inzidenz beträgt hier 337,8 (Vorwoche 475,4). Von 139 Tests (Vorwoche 128) waren 54 (Vorwoche 76) positiv.
Dümpten (18.889 Einwohner):
Die Inzidenz in diesem Stadtteil liegt bei 280,6 (Vorwoche 232,9). Getestet wurden innerhalb von sieben Tagen 93 Menschen (Vorwoche 81). Positiv davon waren 53 (Vorwoche 44).
Heißen (21.205 Einwohner):
Heißen hat eine Inzidenz von 259,4 (Vorwoche 179,2). Es wurden 111 Tests durchgeführt (Vorwoche 72). Positiv davon waren 55 (Vorwoche 38).
Altstadt I (21.304 Einwohner):
206,5 beträgt die Inzidenz in diesem Stadtteil (Vorwoche 126,7). Durchgeführt wurden 103 Tests (Vorwoche 73). Als positiv stellten sich 44 heraus (Vorwoche 27).
Saarn (23.083 Einwohner):
177,6 beträgt die Inzidenz in dem südlichen Stadtteil (Vorwoche 125,6). es wurden 106 Menschen getestet, in der Vorwoche 71. Davon waren 41 positiv (Vorwoche 29).
Broich (14.225 Einwohner):
Die Inzidenz liegt bei 154,7 (Vorwoche 232). Es wurden 58 Tests gemacht (Vorwoche 65). Dabei fielen 22 positiv aus (Vorwoche 33).
Speldorf (18768 Einwohner):
Die geringste Inzidenz aller Mülheimer Stadtteile hat Speldorf mit 106,6 (Vorwoche 191,8). Getestet wurden 80 Bewohner (Vorwoche 67). Davon fielen 20 Test positiv aus (Vorwoche 36).
Mülheim wies am 26. April eine Gesamtinzidenz von 233 (Vorwoche 233,2) aus. Die Stadt meldete innerhalb von sieben Tagen 943 Test (Vorwoche 711), davon waren 403 positiv (Vorwoche 367), nicht mitgerechnet ist die kleine Zahl an Mülheimern, die sich auswärts haben testen lassen. Leider ist ein weiteres Todesopfer zu beklagen, insgesamt sind nun 213 Menschen an und mit Corona gestorben.
Die Zahlen des RKI für Mülheim waren am Montag noch niedriger, weil entsprechende Meldungen noch nicht eingepflegt waren (Inzidenz 188,1, Vorwoche 191,6).
Nach Veröffentlichung dieser Zahlen in der letzten Woche erklärte Krisenstabsleiter Dr. Frank Steinfort die hohen Inzidenzen in den Stadtteilen Styrum und Altstadt II unter anderem damit, dass sich hier Parallelgesellschaften unter den Menschen mit Migrationshintergrund gebildet haben, die von der Stadt kaum noch erreicht werden. Zudem käme der Ramadan hinzu. In dem muslimischen Fastenmonat ist es Tradition, dass sich die Familien, nicht selten mit vielen Mitgliedern, abends zum Fastenbrechen treffen. Es wird Familien geben, die auch in der Pandemie nicht darauf verzichten.
Das hat eine großflächige Diskussion angestoßen, auch im Rat am letzten Donnerstag wurde das Thema diskutiert (siehe Text oben). Der Integrationsrat, der sich gegen eine Vorverurteilung von Menschen mit Migrationshintergrund wehrt, will sich aktiv an der Lösung dieses Problemes beteiligen. Er lud unter anderem Stadtdirektor Frank Steinfort zu einem Gespräch ein. Wie das verlaufen ist, lesen Sie hier.
Für nächste Woche ist laut Tageszeitung eine Sondersitzung mit Integrationsrat, Stadtdirektor und Oberbürgermeister geplant sowie ein ein runder Tisch mit allen relevanten Beteiligten. Die Stadt möchte mit noch mehr Informationen, Flyer etc. versuchen, die Menschen in diesen Stadtteilen zu erreichen.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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