Überlegungen zur Gedankenlosigkeit
Incogitantia gravibus
„Alles auf der Welt kommt auf einen gescheiten Einfall und auf einen festen Entschluss an“.
Ja, mein schlauer Goethe, wo die Entschlüsse herkommen, weiß jeder Depp, aber woher kommen die gescheiten Einfälle?
Die hat man oder eben meistens nicht. Und warum heißen diese Ideen Einfälle?
Sollten sie nicht besser Auffälle heißen, weil sie unter all den einfältigen Gedanken auffallen?
Einfälle können durchaus beängstigende Ausmaße annehmen wie z.B. der Einfall asiatischer Reitervölker nach Europa in früheren Jahrhunderten oder ein Fall für zwei mit Theo Gärtner.
Vom Einfall zum Beifall oder auch Reinfall, wobei der Einfall oft Zufall ist.
Bahnhofsdurchsage:
"Es hat Einfall auf Gedankengleis 7 der Gedankenblitz aus heiterem Himmel."
Seltsamerweise findet eine ausgefallene Idee mehr Anerkennung als eine eingefallene.
Gibt es überhaupt einen echten, einen nachweisbaren Einfall, außer bei alten Häusern?
Wer einmal einen Einfall hatte, zehrt noch Jahre davon, auch nachts. Manche wissen noch genau, wo sie waren, als sie einen Einfall hatten.
Wer will überhaupt einen Einfall haben? Leben wir nicht mehrheitlich unimaginativ?
Die meisten Menschen wollen gar keinen Einfall haben, hatten noch nie einen oder wissen nicht, was ein Einfall ist und hatten schon allein deswegen keinen. 1 % hatten einen, wollen aber nie wieder einen, weil sie schmerzhafte Erinnerungen aus der Kindheit damit verbinden. Klöppe, Stubenarrest.
Nur 8,97 % der Bundesbürger möchten einen Einfall haben.
84 % hatten nie einen Einfall und erwarteten auch in nächster Zeit keinen.
Einfallslosigkeit ist von den Kassen noch nicht als Krankheit anerkannt. Nach mehreren Tagen Einfallslosigkeit suchen nur wenige einen Arzt auf, die allermeisten die Medien. Man kann sagen, dass die Medien schon allein von den ersten vier Buchstaben her das Arsenal von Medikamenten bereitstellen, die bei akuter und chronischer Ideenlosigkeit Nonideamitis angewendet werden. Aber aufgepasst! Es kommt nicht selten vor, dass Teile der Medien selbst von Nonideamitis betroffen sind.
Den meisten Menschen fallen aber nur profane Dinge ein, wie dass sie heute noch nicht in den Briefkasten geschaut haben usw. Oder aus der Not geboren, finden sie plötzlich am Türschloss einen Flaschenöffner.
Zur Erlangung eines Einfalls ist ein Einfallstor wenig zielfördernd, schon gar nicht, wenn es sich um die männliche Form handelt.
Nicht selten gesellt sich zur Ideenlosigkeit noch Schlaflosigkeit.
Bekannt wurde auch die nächtliche Atemlosigkeit von Schlagersängerinnen.
Oft wird beobachtet wie bei steigender Ideenlosigkeit die Appetitlosigkeit rapide abnimmt.
Ist Nonideamitis heilbar?
Losigkeiten werden kaum als ernste Krankheiten anerkannt: Zügellosikeit kann sich aber im Reitsport ähnlich verhängnisvoll auswirken wie Haltlosigkeit bei Klettertouren. Appetitlosigkeit sorgt für Riesenstress bei All-you-can-eat-Einladungen, aber selbst Hirnlosigkeit wird oft keiner adäquaten Behandlung zugeführt.
Wie komme ich jetzt darauf? Politiker, das haben sie mit der Masse gemein, warten nicht auf Einfälle. Sie glauben, man könne mit ein paar vernünftigen Gedanken die größten Probleme lösen.
Das führt dann zu den bekannten Ausfällen.
Dies ist, was ich bisher zur Gedankenlosigkeit gedacht habe.
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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