Künstlerin Helga Hoppe stellt im Kolumbarium aus
"Ich male, wie ich fühle"
Helga Hoppe ist eine Heimkehrerin. 23 Jahre hat sie mit ihrem verstorbenen Mann in Bayern gelebt. Jetzt ist die in Mülheim geborene Künstlerin in ihre alte Heimat zurückgekehrt, um ihren Lebensabend im Kreise ihrer Kinder zu genießen. Ihre Kunst, Keramikskulpturen und in starken Farben gemalte Bilder, hat sie mitgebracht. Nun präsentiert sie einen Ausschnitt ihres künstlerischen Werkes im Kolumbarium August Fohrmann an der Augustastraße 144.
Ihre Werkschau auf der lichtdurchfluteten Galerie können Kunstfreunde täglich zwischen 9 und 16 Uhr in Augenschein nehmen. Zuletzt hatte an gleicher Stelle die Künstlergruppe AnDer ausgestellt.
"Mit Kunstausstellungen wollen wir etwas Leben in unser Kolumbarium bringen und Besuchern zeigen, dass Friedhof heute auch ganz anders sein kann",
sagt Bestatter Tristan Helmus-Fohrmann. Auch Helga Hoppe ist begeistert. "Dieser Ausstellungsraum ist sehr attraktiv. Und die hier beigesetzten Urnen stören mich als Künstlerin gar nicht", betont sie.
Beim Rundgang zeigt sich: Ihre Lebendigkeit ausstrahlenden Arbeiten, die sie aus Keramik geformt und mit Aquarell, Acryl und Tusche gemalt hat, wirken an einem sehr ruhigen, fast etwas meditativ und sakral wirkenden Ort besonders eindrücklich und eindringlich. Naturmotive mit abstrakter und gegenständlicher Anmutung dominieren bei Helga Hoppe. Aber sie kann auch ganz anders, wie etwa ihr mit kräftigen Hintergrundfarben und Kohlestift komponiertes Portrait der Brooklyn Bridge, das Urbanität und Technisierung pur dokumentiert.
Innerer Antrieb
"In meinem Kopf geht viel vor. Ich male, wie ich fühle. Und deshalb male ich immer aus dem Inneren heraus. Dann vergesse ich die Welt um mich herum. Dabei will ich mich nicht auf einen Stil und auf bestimmte Farben beschränken. Das wäre mir einfach zu langweilig",
charakterisiert sich die lebenserfahrene Frau mit dem sichtbaren Gespür für künstlerischen Ausdruck. Der begegnet dem Betrachter auch in ihren Keramikskulpturen, wie der, die sie den "Traum vom Fliegen" genannt hat. Ein weiblicher Torso mit verträumten Gesicht schaut gen Himmel und streckt einen Arm aus, als wolle er sich mit ihm, wie mit einem Flügel in die Lüfte aufschwingen. Und auf seinem Kopf sitzt leger ein Mädchen. Der Betrachtende erkennt. Die Fantasie treibt uns im Leben an und verleiht uns in der einen oder anderen Lebenslage auch schon mal Flügel. Helga Hoppe lächelt. Sie weist auf die Rückeninschrift des männlichen Keramik-Torsos: "Hope. Maybe = Hoffnung. Vielleicht!" ist da zu lesen."
Leidenschaft und Energie strahlt auch ihren mit starken Kontrasten gemalte Ballett-Szene, eine Reminiszenz an ihre eigene Ballettschulzeit bei Wrona. "Auch mit Tanz kann man ausdrücken, was man fühlt", sagt Hoppe. Ihr malerische Funken sprühendes Bild zeigt es uns und feiert damit an einem Ort der Toten das Leben.
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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