Erinnerungen
HB-Extra
Heute muss ich altersweise lächeln, wenn ich in einem Film sehe, wie Kinder ihre erste Zigarette rauchen, oder man einen Joint miteinander teilt. Das hat manchmal so etwas Feierliches, dass auch Nichtraucher glauben lässt, jetzt geschehe ein Wunder. Die ersten "Joints" zog ich mir mit 12 rein. Meist auf dem Klo, allein und auch gemeinsam. Ich persönlich stellte mir die Röllchen gleich vor Ort selbst her. Kann man nicht mit heute vergleichen. Wir imitierten damals das Rauchen der Erwachsenen, aber ohne finanzielle Belastung. Meistens auf Schultoiletten. So mehr als Mutprobe. Ich bildete mir damals ein, das Papier sei das geschmacklich Entscheidende und die Tabakfüllung vernachlässigenswert und zündetet folglich das gerollte graue Klopapier leer an und inhalierte kräftig. Tatsächlich war es aber aus der Not geboren oder aus meiner Faulheit, wie man will. Die Klassenkameraden hatten aus gesammelten Kippen den Resttabak gesammelt und füllten damit ihre Kloröllchen, während ich als harter Hund „HB extra“ ohne alles rauchte. Es schmeckte scheußlich, qualmte fürchterlich und benebelte einen ordentlich und landete schon Sekunden später als Flamme in der Kloschüssel. Außer dem herrlichen Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, stellten sich aber keine weiteren Bewusstseinsstufen ein. Trotzdem sammelte ich zu Hause ganze Bündel meiner Hausmarke in den kleinen Papprollen, auf denen das WC-Papier aufgerollt ist, bemalte und beschriftete sie sogar: HB-Extra. Der Absatz unter Freunden stagnierte allerdings bald.
Ja, das alles ist so verrückt, dass selbst die Bilderstellungs-KI sich weigert, es darzustellen. Vielleicht auch wegen des Gesundheitsrisikos. Aber davon hatten wir 1956 noch nichts gehört.
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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