Nase rümpfen

Haben Sie heute schon gerümpft?

Rümpfen ist eigentlich eine ganz natürliche mimische Reaktion. Ich weiß, man liest das vom althochdeutschen (h)rimpfan = zusammenziehen abstammende Verb nicht ohne „Nase“. Aber schaut man sich Bilder von Naserümpfenden an, dann wird da doch wesentlich mehr als nur die Nase zusammengezogen.

Nun habe ich neuerdings das Gefühl, das Rümpfen stirbt aus. Es rümpft keiner mehr so richtig, obwohl es doch täglich genug Anlass dazu gäbe. Bei äußerlich glattem Gesicht veranstalten wir allenfalls noch einen Shitstorm.
In Film und moderner Literatur sucht man das Naserümpfen ebenfalls vergebens, bis auf die Stelle in Loriots unsterblichem Adventsgedicht, wo es allerdings ein Hase praktiziert:

„Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase“

Dabei waren wir mal ein ganzes Volk von Rümpfern, wenn man Lichtenbergs Aphorismus glauben schenken mag: „Sagt, ist noch ein Land außer Deutschland, wo man die Nase eher rümpfen lernt als putzen?“

Dabei hat dieses Furchenziehen für mich so was Ehrliches, sowas Natürliches, dass man ausrufen möchte: „ Wo man rümpft, da lass dich nieder, böse Menschen haben glatte Glieder.“

Es darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass besagte mimische Missfallensbekundung  aggressivere Wurzeln hat. Jedenfalls was das Nasekräuseln angeht. Zu der Zeit, als wir noch gar keine Sprache entwickelt hatten, wurde es als Aggressionssignal ausgesendet, bevor es zwischen zwei Gegnern zum Ernstkampf kam.
Man mag das an seinem Bello beobachten. Aber weil es eben auch zur Grundausstattung des Menschen gehört, sieht man es schon bei Babys!!!  

Heute scheint einem die physiognomic correctness (pc) das befreiende Nasekräuseln als Diskriminierung des Mitmenschen zu verbieten.

Ein anderer plausibler Grund ist: Es sieht einfach Scheiße aus!