Buchempfehlung zu Halloween
Google und Gogol

Google kennen Sie, ja? Aber haben Sie schon mal was bei Gogol gelesen? Mann, der hat Zeit!
Da brauch ich kein Pilates und Ayurveda und Zeugs.
Einfach hinsetzen, da wo man sich auch legen kann, und "gogolen"!

Hab ich jetzt „Der Wij“ gegogolt. Eine lange Kurzgeschichte, die mir am Ende sogar gefallen hat. Ich mag diesen Humor, diese Umwege, um erst mal zu erzählen, wie blöd die Kleinrussen sind, wenn sie z.B was erzählen wollen. Diese unendliche Langsamkeit. Und dazu noch die langweilige Landschaft und noch die damalige Zeit. Wie soll man unter solch widrigen Umständen auch eine flotte Geschichte schreiben?
Aber Gogol ist damit berühmt geworden: „Phantastische Literatur“ (Google) hieß das. Es wird ja auch phantastisch viel gegessen und getrunken (Wodka) und geraucht.

Aber dann… Nach gefühlten 100 Seiten, wenn man schon in die Horizontale gesunken ist, da geht’s los:
„Und plötzlich in der lautlosen Stille zerbarst der eiserne Sargdeckel, und die Tote richtete sich auf. Sie sah noch schrecklicher aus als das erste Mal. Ihre Zähne klapperten, ihre Lippen zuckten wie in einem Krampfe, und wilde Beschwörungen hallten winselnd durch den Raum. In der Kirche erhob sich ein Sturmwind, die Heiligenbilder fielen zu Boden, die Fensterscheiben zersprangen und fielen herab. Die Tür riss sich von den Angeln los, und ein unzähliges Heer von Ungeheuern flog in das Gotteshaus hinein. Das schreckliche Rauschen der Flügel und das Kratzen der Krallen erfüllte die ganze Kirche. Alles flatterte und flog durcheinander und suchte nach dem Philosophen“.

Prädikat: empfehlenswert!

Der „Wij“ ist eine durch Geister geschaffenen Mischkreatur zwischen Riese und Tausendfüßler.
Die Beine bilden ein Geflecht von mit Erdklumpen behafteten Baumwurzeln.
Gogol selbst merkt an: „Der Wij ist eine ungeheuerliche Schöpfung der volkstümlichen Phantasie. Unter diesem Namen verstehen die Kleinrussen den Obersten der Kobolde, dessen Augenlieder bis an die Erde reichen“.
Just 2018 wurde in Russland ein Film herausgebracht, der die Biografie Gogols, der ja, wen wundert’s, wahnsinnig wurde, mit seinen Erzählungen, darunter “Der Wij“ verknüpft.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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