Peter Schulz vereint künstlerische Kreativität mit handwerklichem Geschick
Glaskunst und Guns N' Roses
„Ich hatte schon immer ein Faible für schöne Dinge“, sagt Peter Schulz. In wenigen Tagen wird der in Dümpten aufgewachsene und jetzt in Speldorf lebende „Glaskünstler“ 71 Jahre alt und hat rückblickend schon beruflich eine Menge Ideen gehabt, wie die vier Wände zuhause schöner werden können. Und in seinem kreativen (Un)Ruhestand setzte er solche Ideen weiter in die Tat um.
Schließlich ist er gelernter Raumausstatter. Das Wort Glaskünstler nimmt er bei seinem Hobby, das er nach dem Beruf zur Berufung gemacht hat, selbst nicht in den Mund, hört es auch nicht gerne. „Ich bin Kunsthandwerker, nicht mehr und nicht weniger“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Das, was Peter Schulz gerne, oft und vor allem mit viel Liebe zum Detail macht, kann man schon unter den Oberbegriff Tiffany-Glaskunst einordnen. Von dem Amerikaner Louis Comfort Tiffany auf den Weg gebracht, erlebte diese Facette der handwerklichen Kunst in den 60er, 70er und 80er Jahren einen regelrechten Boom in Deutschland. Tischleuchten, Spiegel, Tür- und Fensterverglasungen, Engel, Vögel, Weihnachtssterne und vieles mehr hielten kunstvollen Einzug in unseren Alltag.
Keine „Massenvorlagen“
Solche Tiffany-Exponate kaufen war die eine Seite, sie selbst herstellen die andere. Es gab Vorlagen, nach denen Hobbykünstler arbeiten konnten, das entsprechende Opaleszenzglas wurde gleich mit angeboten, und Kurse, in denen die Tiffanytechnik erlernt werden konnte, schossen fast aus dem Boden. Bei Schulz war vieles anders. Kurse hat er nie besucht, nach Standart- oder „Massenvorlagen“ hat er eigentlich gar nicht gearbeitet. Beigebracht hat er sich alles selbst. Bei der Glasauswahl hat er zudem hohe Qualitätsansprüche.
Peter Schulz lässt sich von seinem Umfeld inspirieren, verarbeitet eigene Ideen, erstellt selbst seine Vorlagen und experimentiert auch schon mal. „Standards“ sind halt nicht seine Sache. Schaut man sich seine zahlreichen Unikate an, ahnt man die Kreativität und die Gestaltungskraft des Mülheimer Kunsthandwerkers. So hat er eine Kinderzeichnung mit drei bunten Blumen, die sein heute neunjähriger Enkel Matteo zu Papier brachte und dem Opa geschenkt hat, in ein Glaskunstwerk „verwandelt“.
Eine sichere Hand
Überhaupt inspirieren ihn Kinderzeichnungen. Victoria (6) und Helena (9) halten bei unserem Gespräch als Bestätigung seiner Worte stolz seine Glasarbeiten von ihren Zeichnungen in die Höhe. Von seinen Vorlagen fertigt Schulz in seinem Werkstattraum Folien an. Das benötigte Glas wird geschnitten und geschliffen. Die Einzelteile werden zusammengesetzt und Blei verlötet. Die Arbeitsgänge sind vielfältig, manchmal auch „knifflig“. Geduld ist gefragt, ebenso eine sichere Hand.
Viele seiner Arbeiten hat Schulz Freunden und Bekannten geschenkt. „Ich muss damit ja keinen Lebensunterhalt bestreiten“, sagt er. Und dennoch: Als ihn jemand aus seinem Freundeskreis animierte, seine Exponate doch mal auf entsprechenden Märkten anzubieten, besorgte er sich einen Stand auf dem Saarner Nikolausmarkt. „Der war da noch ein richtiger Kunsthandwerkermarkt und zog viele Menschen aus nah und fern gerade deswegen an“, sagt er und berichtet nicht ohne Stolz, dass seine Arbeiten reißenden Absatz fanden.
Auf vielen Themen-, Advents- und Weihnachtsmärkten wie etwa in der Mülheimer Altstadt war und ist Peter Schulz gern gesehener Stamm-Aussteller. „Das wird mir wegen Corona in diesem Jahr fehlen“, gesteht er, denn das Fachsimpeln mit Kollegen und Interessenten gibt ihm nicht selten Anregungen für neue, individuelle Arbeiten.
Es hat Klick gemacht
Peter Schulz schmunzelt auf einmal: „Mein Schwiegersohn ist Fan der Gruppe Guns N' Roses. Mit der Musikrichtung habe ich als alter 68er eigentlich nichts am Hut. Aber als er mit mal das Plakat eines der Konzerte zeigte, hat es bei mir Klick gemacht.“ Fast ein Jahr hat er gebraucht, bis dieses Plakat zum Glaskunstwerk wurde und nicht nur in der Familie für eine Mischung aus Dankbarkeit und Hochachtung sorgte.
Vermutlich wird es noch etliche Unikate von Schulz geben, denn, so sagt er: „Ich muss immer was tun.“ Ausdauer hat er ja schon früher als Leistungssportler und heutiger passionierter Radfahrer bewiesen.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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