Fernsehen
Geborgenheitsfernsehen
Manchmal denk ich so beim Fernsehen: Immer die gleichen Schauspieler, immer die gleichen Gesichter! Och, nee! Und man merkt sich schon nicht mehr die wechselnden Rollennamen, sie sind und bleiben dann der Heino Ferch, der jetzt eben mal ein schneidiger Offizier ist und die Desirée Nosbusch, die jetzt eben mal eine engagierte Rechtsanwältin spielt. Der Rollenname kann Bruno Anton, Elisabeth oder Kathrin sein. Wer will das noch wissen?
Anders, wenn man ein Buch liest. Da ist man schon auf die angebotenen Namen angewiesen. Weil aber in den Fernsehfilmen, und verstärkt durch deren Wiederholungen, immer die gleichen Schauspieler auftauchen - denken wir an Martin Brambach, Fritz Karl, Esther Schweins, Anna Thalbach und Claudia Michelsen usw. - führt das zu dem Effekt, dass man sich im Geiste auch beim Lesen unverfilmter Bücher, da mögen noch viele neue Namen stehen, immer die Gesichter von Martin Brambach, Fritz Karl, Esther Schweins, Anna Thalbach, Claudia Michelsen usw. vorstellt.
Das ist ein Effekt, der in der Diskussion um die schädlichen Auswirkungen des Fernsehens auf das Bücherlesen noch viel zu selten diskutiert wird. Stichwort: Reziproke Imagination.
Dagegen ist der Effekt der analogen Bild-Assoziation bei Namensgleichheit schon fast zu vernachlässigen, wenn in einem Roman die Namen Martin, Fritz, Esther, Anna und Claudia auftauchen. Unbewusste innere Rollenbesetzung also.
Anderseits haben diese Effekte ja auch etwas zutiefst Beruhigendes und stiften Geborgenheit. Wie Schach oder ganz extrem Mensch-ärgere-dich-nicht. Gerade weil die Figuren in jedem neuen Spiel immer die gleichen sind.
So gesehen: Was brauchen wir außer Martin Brambach, Fritz Karl, Esther Schweins, Anna Thalbach, Claudia Michelsen noch andere Schauspieler?
Doch höchstens noch Heino Ferch und Desirée Nosbusch…
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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