Viel schlimmer als gedacht:
Exponentielles Wachstum der Mäusepopulation
Gestern bekam ich vom „Anzeiger von Saanen“ einen ihrer Artikel mit einem Foto, das mir die Sprache verschlug (siehe oben). Bei aller Dramatik der Auszüge aus dem Spiegelartikel, die ich gestern brachte, so hätte sich sicher niemand die Auswirkungen vorgestellt.
Man war geneigt, sich über die „Schwanzprämie“ als eigenwilliges, ja völlig unzeitgemäßes Schweizer Brauchtum lustig zu machen; mit diesem Foto endet bei mir allerdings jeglicher Spaß und Spott.
Hier ein Auszug aus dem Artikel von Sophia Grasser im “Anzeiger von Saanen“ vom April diesen Jahres:
«Dieses Jahr stieg die Anzahl von Wühlmäusen ins Unermessliche», stellt Ernst Romang fest. Im Turbach wird das Ausmass der Mäuseplage ersichtlich: Wiesen übersät von aufgewühlter Erde gleichen eher Äckern als Weiden. Eine solche Invasion ereigne sich in einem Zyklus von etwa zehn bis zwölf Jahren, so Toni Reichenbach. «Die Verbreitung der Nager steigert sich jährlich, bis sie schließlich ihren Höhepunkt erreicht», fasst der ehemalige Landwirt zusammen. Aufgrund von Inzucht und Nahrungsmangel bricht die Population letztendlich zusammen. Reichenbach ist davon überzeugt, dass die Plage mit diesem Jahr ein Ende nimmt.
Der Grund für den exponentiellen Anstieg der Mäusepopulation ist ungeklärt. Begünstigt werde die Fortpflanzung durch die milden Wintertemperaturen, vermutet Toni Reichenbach. Die Wühlmäuse fühlen sich wohl und beginnen bereits einige Wochen früher als üblich mit der Paarungsphase, die sich folglich in die Länge zieht. Aus der Plage resultiert ein erheblicher Ernteausfall. «Die Nager fressen sämtliche Wurzeln unter der Oberfläche ab», erklärt Ernst Romang. Daraufhin muss der Landwirt neues Gras ansäen, um den Ertrag zu sichern. Auch die Kühe leiden unter der grassierenden Katastrophe: Durch die aufgelockerte Erde sinken die Tiere ein und verursachen massive Schäden. Aus diesem Grund werden sie meist nur bei trockenem Wetter, wenn der Boden fest ist, auf die Weide gebracht - obwohl das bearbeitete Feld doch ohnehin kein Gras mehr hergibt. Für den Bauern steigen damit gleichzeitig die Futterkosten.“
Bei solch einer verheerenden Katastrophe ist es verständlich, dass man selbst zur Methode der Vergasung greift, bei der mithilfe eines Fühlers die unterirdischen Mäusegänge lokalisiert und anschließend mit Gas gefüllt werden.
Schließlich bleibt aber nur eine Methode erfolgreich: Warten, bis der Mäusebestand von selbst sinkt!
Keine Versicherung zahlt übrigens eine Entschädigung. Die Ertragsausfälle und Maßnahmen tragen die Landwirte dementsprechend selbst.
Trotzdem, das Saanenland bleibt immer eine Reise wert. Man kann nur hoffen, dass die Leute dort Recht behalten mit ihrer Prognose:
"Ja, dieses Jahr war oder ist es besonders schlimm. Aber es kommen auch wieder andere Jahre.
Freundliche Grüsse aus dem Saanenland
Anita Moser
Chefredaktorin «Anzeiger von Saanen»
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Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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