SMD-FASSUNGSLOS

Einfach aus, das war gestern

Das Leben wird Tag für Tag gelebt, in Verwirrung und Ungewissheit, da tritt leicht Unerwartetes ein. Bei mir hatte es mit der neuen Garagenlampe zu tun. Die alte war gelb geworden, also diese halbrunde Plastikmilchglasscheibe. Unansehnlich. Wollte sie schon länger mal ersetzen. Plastikmilchglasscheiben gibt’s aber nun nicht wie Sand am Meer. Gut, ich habe dort nicht nachgeschaut, aber bei Amazon. Da war keine einzige mehr mit so einer Scheibe zu haben. Aber jede Menge Wandlampen für den Außenbereich, die mir leidlich gut gefielen. Warum nicht mal eine eckige mit einer zweimal geknickten Plastikmilchglasscheibe?
Bestellt, geliefert, ausgepackt. Sehr schön. Ach, Gehäuse ohne Schrauben? Doch, oben und unten winzige Inbusschräubchen, da muss man schon werkzeugseitig gut sortiert sein.
Bald wurde das Innere denn auch augenfällig und nicht nur ich war fassungslos, sondern auch die Lampe. Ich starrte auf eine grüne Platine mit vielen kleinen Leds an ihrem rechteckigen Rand entlang. Ach, das war, was die drei Buchstaben SMD mir hatten sagen wollen?
Na gut, ist vielleicht auch nicht schlecht, Hauptsache hell am Garagentor. Ob jetzt mit oder ohne Birne.
Und ob. Der Test am Abend brachte eine nie gesehene flutlichtartige Erleuchtung unserer Einfahrt. Ich wollte mich fast schon bei meinem Nachbarn entschuldigen, falls er sich übermäßig behelligt fühlte.
Und selbst nach dem Ausschalten tat die neue Lampe etwas, was die alte nie getan hatte, sie glimmte weiter und weiter und weiter … und hörte überhaupt nicht mehr auf, bis es mir trotz Milchglas zu bunt wurde und ich die Sicherung rausdrückte.
Das konnte natürlich keine Dauerlösung sein, zumal an der Garagen-Sicherung noch die Toilettenbeleuchtung dranhängt. Da wäre auch zugunsten einer entspannten Garagenlampe kaum ein Kompromiss möglich gewesen.
Also schaute ich mal ins Netz, und war mir von vorne herein ziemlich sicher, dass ich mein Problem mit sehr vielen anderen Ledleuchtengeschädigten teilte. Dort lernte ich, dass die Leds trotz ihrer enormen Leuchtkraft bereits mit wenig Spannung zu glimmen beginnen, ja sogar aufblitzen können. Wenig Spannung bei Schalter aus? Ja, ja doch, gerade wie in meinem Fall gäbe es durch lange Kabelwege und Wechselschalter immer noch ein bisschen Spannung in der Leitung - trotz der Abschaltung -, was eine stolze Glühbirne alter Bauart verschmähen würde, eine Led aber gierig aufsaugt, auch wenn`s nur zum Glimmen reicht.
Nun wäre so ein nächtliches Glimmen der Garagenaußenbeleuchtung sogar noch ein Vorteil. Ersetzt zwar nicht ganz den Bewegungsmelder, stört aber auch nicht. Geht nur auf die Lebensdauer der Leds.
Ja, und das muss ja nicht sein und deshalb war mir statt Plan A (nichts machen), doch Plan B sympathischer.
Da kommt nämlich jetzt der Entstörungskondensator ins Spiel. Den sollte man, eine kostenlose Anregung von mir, der Lampe gleich kostenlos beilegen. Er führt netterweise die Restspannung nämlich gleich gegen den Nullleiter ab. Den Nullleiter kann man leicht erkennen, er wird mit drei l geschrieben, sonst wäre da ja null Eiter mit gemeint. Obwohl einfach zu montieren, sollte man das dem Elektriker überlassen, der hat außer dem obigen Merksatz noch viel zielführendere Kniffe parat.
Was es für mich und den Leser als Erkenntnis festzuhalten gilt, sind die niederen Spannungen in unseren elektrischen Leitungen, von denen uns kein Schraubenzieherspannungsprüferglimmlämpchen je etwas erzählt hat und denen man mit einem normalen Schalter nicht beikommt. Die Leds zeigen uns, dass zwischen aus und an noch ein ganzer Leuchtkosmos von Schattierungen existieren.
Insofern hat die Anschaffung der SMD-Lampe nicht nur unsere Einfahrt, sondern auch meinen Horizont aufgehellt und ich überlege mir noch, ob ich das alles mit dem schnöden Entstörungskondensator wirklich leichtfertig auf’s Spiel setzen soll. Einfach aus, das war gestern!