"Nestkinder" freuen sich über eine gewissen Normalität
Ein etwas anderes Kindergartenjahr
Ausgelassen spielen acht Kinder auf der Wiese im Witthausbusch. Kurze Zeit später stehen sie in der Schlange, um im Wildtiergehege den Bewohnern etwas näher zu kommen. Eigentlich wie immer, aber dieser Abschlusstag der Jungen und Mädchen, die von Kind & Co betreut werden, ist doch besonders. Denn hinter Kindern und Erzieherinnen liegt eine aufregende Zeit.
"Am 15. März mussten wir von heute auf morgen schließen", erinnert sich Margarete Protze, Inhaberin der Kindertagespflege. Im Normalbetrieb kommen bis zu neun Kinder in jedes der vier "Kindernester" in den verschiedenen Stadtteilen, plötzlich waren es nur noch ein bis zwei in der Notbetreuung. "Wir haben aber darauf geachtet, dass jedes Kind seine bisherige Bezugsperson als Betreuerin hatte". Jedes Nest hat zwei Gruppen, die jeweils von immer der gleichen Erzieherin betreut werden.
Das Tragen einer Maske wird allen pädagogischen Kräften in Mülheims Kinderbetreuungseinrichtungen freigestellt. Bei Kind & Co. entschied man sich dagegen. "Wir halten uns natürlich an die vorgeschriebenen Hygienestandards. So dürfen Eltern die Kitas nicht betreten und geben ihre Kinder am Eingang ab, Elterngespräche werden grundsätzlich mit Mundschutz geführt. Aber im Umgang mit den Kindern haben wir gemeinsam entschieden, keine Maske zu tragen."
Gerade bei den Kleinen sei es wichtig, dass sie die Mimik des Gegenüber verfolgen können, erklärt die Diplom-Pädagogin. An der Hügelstraße konnten die Kinder im eigenen Garten spielen, an anderen Nesterstandorten wurde auf den Spielplätzen gespielt, nachdem sie wieder geöffnet waren. Wie haben sich die Kinder im Lockdown gefühlt? "So manches Kind hat das durchaus genossen, seine Erzieherin mal für sich ganz alleine zu haben. Auf der anderen Seite haben die Kinder in der Notbetreuung natürlich ihre Spielkameraden vermisst."
Seitdem im Juni wieder fast alle Jungen und Mädchen die Kindergärten besuchen - manche Eltern behalten ihr Kind lieber noch zu Hause -, ist eine gewisse Normalität auch bei Kind & Co zurückgekehrt. Weiterhin dürfen die Eltern aber nicht in die Kita, und jedes Kind erhält täglich ein frisches Handtuch. Allerdings darf noch nicht die volle Betreuungszeit angeboten werden: Wer sein Kind sonst für 45 Stunden in die Obhut der Erzieherinnen gegeben hat, darf nur 35 Stunden in Anspruch nehmen. Eine bisherige 35-stündige Betreuung wurde auf 25 Stunden abgesenkt.
Probleme der Eltern mit Betreuungszeiten
Das verschafft gerade bei berufstätigen Eltern Probleme. "Ich habe eine Mutter mal gefragt, die 40 Stunden im Einzelhandel arbeitet. Sie kann bis heute nicht den normalen Arbeitsumfang leisten, denn da müsste sie schon um 6 Uhr morgens anfangen, um auf die 40 Stunden zu kommen, wenn sie nachmittags ihr Kind früher abholen müssen. Das gibt oft Ärger", weiß Margarete Protze.
Auch in das kommende Kindergartenjahr wird noch mit dem eingeschränkten Regelbetrieb gestartet. Inzwischen sind alle Plätze belegt. Aber es wird für die neuen Nest-Kinder wie gewohnt eine Eingewöhnungsphase geben. Allerdings nur mit Mundschutz für Mama und Papa und in diesem Fall auch die Erzieherinnen.
Hintergrund
>>Seit 20 Jahren gibt es Kind & Co. Vorher war es ein privater Kindergarten, daraus wurde das erste Kindertagespflegenest in Winkhausen in der Hügelstraße.
>>Es besteht nicht nur die Hauptstelle in Winkhausen, sondern auch noch drei weitere Kindertagespflegenester in Mülheim. Das zweite Nest wurde 2017 auf der Schultenhofstraße gegründet, das dritte 2018 auf der Kämpchenstraße und das vierte 2019 am Max Planck Institut auf dem Höhenweg.
>>Hier werden Kinder zwischen eins und vier Jahren betreut, die keinen Kindergartenplatz bekommen haben beziehungsweise bis sie in einen Kindergarten wechseln. Der Kita-Beitrag richtet sich wie bei anderer Tagespflege auch nach dem Gehalt der Eltern.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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