Demonstration mit über 700 Menschen
Ein Appell gegen Gleichgültigkeit und für Frieden

Über 700 Menschen haben am Sonntag bei der Friedensdemonstration in der Mülheimer Innenstadt Flagge gezeigt und Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine gesetzt. | Foto: PR-Foto Köhring
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  • Über 700 Menschen haben am Sonntag bei der Friedensdemonstration in der Mülheimer Innenstadt Flagge gezeigt und Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine gesetzt.
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Ein breit aufgestelltes Mülheimer Bündnis rief am Sonntag zur Friedensdemonstration in der Innenstadt auf. Weit mehr als 700 Menschen quer durch alle Altersgruppen setzten ein sichtbares Zeichen gegen den Ukraine-Krieg und für Frieden. Sie wollten mit dem gemeinsamen Marsch ihren Sorgen, Hoffnungen und Erwartungen Nachdruck verleihen.

Zugleich war die Demonstration ein Appell gegen Gleichgültigkeit, gegen das „Einfach alles hinnehmen“. Neben dem Oberbürgermeister und den Rats-Fraktionen waren AWO, Caritas, Diakonisches Werk, der DGB, der Evangelische Kirchenkreis, die katholische Kirche, die Jüdische Gemeinde und „Mülheim stellt sich quer“ im „Friedensboot“. Und viele Familien und Privatleute zogen im wahren Sinn des Wortes mit.

Worte wie Wut, Mut, Hilfslosigkeit, Angst und Entsetzen machten die Runde. Viele sprachen von einem bösen Erwachen. Mit dem überfallartigen Einmarsch in die Ukraine sei die feste Überzeugung, dass es hier in Europa nach den leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit keinen Krieg und Völkermord mehr geben würde, wie eine Seifenblase zerplatzt.

Rote Linien
überschritten

OB Marc Buchholz erinnert daran, dass es in den 77 Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa immer wieder Krisen und Katastrophen gab, auch bewaffnete Konflikte wie etwa in Ex-Jugoslawien oder halt 2014 beim Überfall auf den Donbass und die Krim.

„Aber irgendwie“, so Buchholz, „dachten wir, werde es immer möglich sein, solche Krisen einzuhegen. Wir glaubten fest an rote Linien, die am Ende niemand überschreiten würde. Selbst in den Jahrzehnten des Kalten Kriegs konnten wir uns meist darauf verlassen, dass die Diplomatie siegen und zerstörerische Waffengewalt vermieden würde. Dieses Vertrauens darauf, dass am Ende doch die Vernunft siegt, wurden wir am 24. Februar 2022 beraubt.“ Das tue weh, mache hilflos und löse berechtigte Ängste aus.

Schutz und
Unterkunft

Die teilnehmenden Organisationen, Institutionen und Verbände hatten ganz bewusst auf eigene Fahnen, Wimpel und Embleme verzichtet. Nicht sie wollten sich präsentieren oder im Blickpunkt stehen. Vielmehr sollte das Leid der Familien in der Ukraine „plakativ angeprangert“ werden. Mülheims City war ein einziges blau-gelbes Fahnenmeer. Mülheim zeigte Flagge.

Vertreter der Organisatoren richteten eindringliche, oft bewegende Worte an die Demo-Teilnehmer, unter ihnen einige aus der Ukraine Geflüchtete, überwiegend Frauen mit Kindern, die in Mülheim Schutz und Unterkunft erhalten haben. Sie waren neben der konkreten Hilfe hier vor Ort dankbar für die Solidarität und das Mitgefühl der Menschen in unserer Stadt.

Nach der an Herz und Seele gehenden Schweigeminute am Synagogenplatz wurden beim Erklingen von John Lennons Kultsong „Give peace a chance“ auf dem Kirchenhügel die Emotionen wach. Lautstark wurde mitgesungen. Friedensbekundungen vielfältigster Art wurden getätigt, Plakate mit Mahnungen und Forderungen, das Töten und den Krieg sofort zu beenden, wurden in die Höhe gehalten.

Für ein friedliches
Zusammenleben

Der Oberbürgermeister dankte allen Teilnehmern. Marc Buchholz war und ist überzeugt, dass Mülheim sich damit aussagestark und nachhaltig in die vielen Friedensdemonstrationen in ganz Europa eingereiht habe. Wörtlich sagte er: „Es sind die Opfer aller Kriege, die uns den Auftrag gegeben haben, nicht müde zu werden und nicht aufzugeben im Einsatz für den Frieden. Sie mahnen uns, Verantwortung zu übernehmen für ein friedliches Zusammenleben der Menschen. Wir haben keine Patentlösung dafür, und wir wissen nicht, ob unser Bemühen erfolgreich sein wird. Als Einzelne können wir nicht viel mehr tun, als den Frieden dort zu fördern, zu schützen und vorzuleben, wo wir stehen, im Privatleben, im Beruf, in der Kommunalpolitik, eben da, wo es uns möglich ist.

Zugleich dankte er Stadtgesellschaft für ihre Bereitschaft, die Not der Ukraine-Flüchtlinge zu lindern und appellierte: „Jede und jeder von uns kann einen Beitrag leisten. Wer einen Geldbetrag erübrigen kann, und sei er auch noch so klein, kann an eine der Hilfsorganisationen spenden. Wer Zeit zur Verfügung hat, kann ehrenamtlich Geflüchtete unterstützen oder seine organisatorischen Fähigkeiten bei der Umsetzung von Hilfstransporten und Ähnlichem einbringen.“ Mülheim kann und wird sich solidarisch zeigen. Das habe die Friedensdemonstration am Sonntag eindrucksvoll bewiesen.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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