Urlaubsgeschichte
Domburger Boxershorts

Foto: Franz B. Firla
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Mit der Unterhose verhält es sich so wie mit vielen anderen nützlichen Dingen des Alltags: Ihr Wert erscheint uns besonders hoch, wenn sie nicht zur Verfügung steht. Dann ist die Unterhose das Alpha und Omega menschlicher Bekleidung und das „Unter“ bedeutet keinesfalls eine niedere Position im Hosenranking. Die Unterhose stellt vielmehr als tragender Grundstein die verlässliche Basis jedweder Kleidung dar! Historisch gesehen sind die eingriffslosen Boxershorts eine Weiterentwicklung der ebenfalls eingriffslosen Wickelhose namens Windel, bei deren Auseinanderfalten Eltern in höchste Verzückung geraten, offenbart der Inhalt doch auf einen Blick, ob ihr Kind funktioniert. Aber das nur am Rande.
Nun fügte es sich jüngst leider so, dass ich in meinem Wäschefundus für den Kurzurlaub auf Zeeland die Sparte Unterhosen aus mir gänzlich unbekannten Gründen aussparte. Jedenfalls muss ich den Stapel Unterhosen im Schrank beim Einpacken übersprungen haben. Ein schönes Bild. Nun reicht aber die Leibwäsche, die man auf der Fahrt trägt, beileibe nicht aus, um sich auch bei einem Kurzurlaub an allen Tagen zur Zufriedenheit der Gattin präsentieren zu können. Ob nun vor dem Schrank meine Konzentration schwächelte, als die Hand vorschnell in die Unterhemden griff oder ob just in dem Moment alte voreheliche Reinlichkeitsaversionen aufkeimten? Wie gesagt, ich weiß es nicht.
Beim Blick auf die sieben nicht vorhandenen Unterhosen im frisch eingerichteten Gästeschrank der Ferienwohnung konnte einem allerdings schon das Herz in die einzig verbliebene Shorts rutschen, der ein Schicksal als Langzeit-Unterhose drohte.
Auch wenn es der einzige Fehler in der Befüllung der Reisetasche war, er war es an einer besonders empfindlichen Stelle und löste gleich Überlegungen zur Krisenbewältigung aus. Noch am Abend beschloss der Krisenstab, dass ich das verbliebene Teil einzuseifen und unter dem warmen Hahn zu waschen hätte, damit es die Nacht über trocknen könne. Morgen würde man weitersehen.
Am Morgen konnte man vor allem eins sehen, dass nämlich meine Zentralbedeckung noch ziemlich klamm war und erst noch einer kleinen Föhnung bedurfte. Den Rest würde dann die Körperwärme besorgen. So machten wir uns an einem strahlenden Sonntag auf nach Domburg, um dort, wo die Hauptstraße bekanntlich vor Menschen überquillt und an deren Rand Menschen aufgereiht sitzen und genussvoll das Überquillen betrachten, ja, um was zu tun? Jawohl, um Unterhosen zu kaufen!
Während ich draußen versuchte, mit dem Hund an der Leine gegen den Touristenstrom einen Stehplatz zu behaupten und gleichzeitig unseren Hund bewunderte, für den Unterhosen kein Problem sind, fand meine gute Ehefrau drinnen entzückende Boxershorts. Sie winkte mir damit freudig zu und außerdem zu sich heran. Zur Anprobe, wie ich dachte, und ich verwies kopfschüttelnd auf den Hund. Aber auch andere liefen mit ihrem Vierbeiner durch den rappelvollen Laden. Sie wollte nur eben die Größe mit mir abstimmen. Über den Preis und die 3,20 € Parkgebühren für die Viertelstunde wollte keiner diskutieren, es war halt ein Notkauf. Und ich war meiner treuen Gattin überaus dankbar, dass sie unser Geheimnis nicht an der Kasse ausplauderte.
Zur sonntäglichen Zeit, wo wir früher den Gottesdienst feierten, hatten wir Unterhosen erstanden.
Irgendwie schämte ich mich dafür und wir machten schleunigst, dass wir dem Gewühl entkamen.
Die Domburger Mittelgewichts-Boxershorts sind übrigens ein echter Zugewinn an Lebensqualität. Sie sind die einzigen, die noch perfekt passen. Manchmal bedaure ich, dass es so wenig Gelegenheiten gibt, sie öffentlich zu tragen.

Foto: Franz B. Firla
Foto: Franz B. Firla
Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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