Sprachglosse
„Dir hamse wohl anne DNA geschnibbelt!“

Hätte ich nicht gedacht, wie schnell sowas geht!
Gut, der Chinese He Jiankui hatte erst im November letzten Jahres seine Schnibbelei am Erbgut von Zwillingsmädchen verraten. Crispr, dieses scheußliche Wort - man hört förmlich die „Genschere“ knirschen - bezeichnet dieses Reparieren durch Ausschneiden eines Teilstückes der menschlichen DNA.
Vor ein paar Tagen erst verkündete der Ethikrat, er habe nachgedacht und sei nicht zu einer klaren Entscheidung für oder gegen den Eingriff in die Keimbahn gekommen und empfehle deshalb: erstmal nicht!
Und die gemeine Frau, der gemeine Mann weiß sowieso, dass immer auch gemacht wird, was gemacht werden kann. Die sind beide schon viel weiter und lassen das schon in die „Reparation“ altbekannter Redensarten einfließen. Mit der „Spruchschere“ werden zur Zeit die alten Zöpfe der „Dir hammse wohl…“-Sprüche abgeschnitten und aktualisiert. 
„Gepuderter Klammerbeutel“ und „lockende Banane“ waren gestern. Die noch immer in Umlauf befindliche Notdurft im Gehirn („Dir hammse wohl ins Hirn gesch…“) wird wohl ersetzt werden durch „Dir hamse wohl anne DNA geschnibbelt!“, wenn man ausdrücken möchte, dass jemand nicht mehr ganz ursprünglich wirkt.
Was wird wohl der Deutsche Sprachrat dazu sagen?

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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