Zwischen Wackelsbeck und Blumendeller Straße
Der unbekannteste Park Mülheims: der "Schneppenbeck-Park"

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Schneppenbeck - Teil 6

Mit dem Auto: A40- Abfahrt MH-Heißen oder MH-Heimaterde, mit der U-Bahn: U-Bahnstation Rosendeller Straße; in der Nähe auch: Schacht 1 - Am Förderturm 6, beim Zoologisches Geschäft Jumbo: die letzte Lore der Zeche Rosenblumenendelle.

Viele Mülheimer haben, auf ihren Weg zum Rhein-Ruhr-Zentrum, kurz vorher am Kreisverkehr mit der großen Seilscheibe (aus Alstaden) auf der rechten Seite nichtsahnend den Eingang zu diesem Park passiert - und verpasst.
Aus Richtung Blücherstraße nimmt man in Höhe des Spiel- und Bolzplatzes an der Blumendeller Straße rechts den Durchgang zum Park (vom Förderturmkreisverkehr aus natürlich links) und ist gleich mittendrin in der ehemaligen Schneppenbeck.

Foto: Google - Street View

Emilie Jansen erzählt uns in beiden Platt-Texten von 1928 von den Menschen, nennt sie uns mit Namen und sogar den Verwandtschaftsgrad. Politik und Kohleförderung finden kaum Erwähnung. Wichtig ist ihr die Schilderung des Zwischenmenschlichen.
Gegenüber liegt die Straße Bremsberg, etwas unterhalb des Radstubenwegs. Namen von uralten Bergwerken. In Heißen hat es in ca. 200 Jahre insgesamt ein Dutzend davon gegeben.
Der ca. 500 Meter lange und durchschnittlich nur ca. 50 Meter breite Park ist von der A 40 am oberen Rand hinunter zur Förderturm-Seilscheibe leicht abschüssig!

Foto: Franz B. Firla

Der „Schnepfenbach“ müsste deshalb für die Zeche Rosenblumendelle ein Problem gewesen sein oder er ist vorher nach rechts abgeknickt!
Kunde vom Leben in der Schneppenbeck gibt es nur auf Mölmsch Platt, historische Dokumente mölmschen Lebens, als Mölmsch Platt noch das allgemeine Soziale Medium war. Natürlich gibt es eine amtliche Schulhistorie, die aber nur aus statistischen Aufzählungen besteht. So wissen wir z.B. dass der Rektor Max Simon 35 Jahre Dienst tat und zum Zeitpunkt des 50 jährigen Schuljubiläums die Schulleitung schon längst an seinen einarmigen Nachfolger übergeben hatte.

Foto: Franz B. Firla

Die Grünfläche mit einigen Bäumen wird auf der einen Seite durch die Gärten der Häuser an der Blumendeller und auf der anderen, etwas höheren Seite durch die Häuser am Radstubenweg und Bremsberg begrenzt, auf der Urkarte von 1821 als „Hinter der Schneppenbeck“ bezeichnet.
Dass hier bereits vor 200 Jahren ein Feuchtgebiet mit Namen „In der Schneppenbeck“ für einige wenige Häuser am linken und rechten Rand in Höhe „Radstubenweg“ , erscheint sofort logisch und passend.
Weiden und röhrige Pflanzen sind heute noch zu sehen, so dass von einem feuchten Wiesenstreifen gesprochen werden kann. Wasserrauschen ist aber nur noch in Nähe von Kanaldeckeln zu vernehmen.

Foto: Franz B. Firla

Folgt man der Deutungsmöglichkeit von „“schneppen“ als Verb, welche sowohl das Rheinische Wörterbuch als auch das Reeser Platt-Wörterbuch anbieten, dann haben wir es bei „Schneppenbeck“ möglicherweise mit einem versunkenen „Anglerparadies“ zu tun. Schneppen = mit dem Köder angeln! Emilie Jansen, die einzige „Ortskundige“, schweigt sich 1928 über die Namensdeutung aus.
Warum man diesen Park aufsuchen soll? Na gut! Besonders schön ist er wirklich nicht, und es gibt nicht halb so viel zu sehen wie in Stefan Georges totgesagtem Park. Dennoch ist er eine erstaunlich grüne Oase in unmittelbarer Nähe zum Gewerbegebiet!

Foto: Franz B. Firla

Das Besondere erschließt sich wohl nur dem Mölmsch-Platt-Fan: Hier schweben die Geister eines verschwundenen Baches samt seiner Schnepfen oder Angelteiche ebenso wie die der eng verwandten Familien mit ihren Namen, und die einer Schule mit ihren Lehrern. Und eine Wehmut ist zu spüren über zerbombte Mauern und dem Dutzend stillgelegter Zechen.
Und ich sehe die Kinder, wie sie op Klompen in die Schule liefen und aus Ilex Girlanden zum Sedanstag flechten.
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Jetzt wird's spannend:
Stoße gerade bei meiner ständigen Internetrecherche auf neue Fakten.

Neues zur Namensdeutung:

Mit "Schneppe" könnten die alten Zechen im 18.Jh. bezeichnet worden sein, die alle Probleme mit dem Wassereinbruch hatten, bis schließlich Pumpen eingesetzt werden konnten.
Und schließlich gibt es in Essen-Heisingen eine Zeche "Wasserschneppe"!

Und hier noch eine schöne Geschichte aus dem Jahre 1776:

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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