Saarn
Der Hühnerberg der Dorfpoetin
Als ich neulich den Hühnerberg im Dorf Saarn, der ja offiziell den Namen des berühmten Saarner Malers trägt, in „chickenhill“ umtaufte und mit der Melodie von Fats Dominos unsterblicher Blueberry-Hill-Nummer besang, da fiel mir natürlich auch das Hühnerberg-Gedicht von Frau Dr. Dr. Adeleid Krautschick ein. Netterweise nannte sie sich als Poetin schlicht Heidi Mink und hat in „Das Dorf in mir“ sehr viele Saarner Erinnerungen in ihrer etwas gewöhnungsbedürftigen Art für die Nachwelt erhalten. Auch ihr Platt, wozu sie sich ab und an guthonorierten Rat vom Männerstammtisch „Aul Ssaan“ holte, war trotzdem noch recht eigenwillig. Besonders dieses Gedicht macht es einem schwer, sich zu zügeln und nicht gleich Korrekturen anzubringen, ehe man sich eingestehen muss, dass hier ein unkorrigierbares dichterisches Original vorliegt.
In diesem Gedicht von 1977 über den ehemaligen schlichten Saarner Dorfkern, den sie oft auf dem Weg zur Klosterkirche hinabging, fällt vor allem der Vergleich von Fachwerk und Mensch auf. Die dunkleren tiefen Falten in der heller werdenden Haut des alternden Menschen haben die Poetin wohl die Beziehung zum Schwarz-Weiß der dörflichen Fachwerkumgebung herstellen lassen.
Heidi Mink wurde 89 Jahre alt.
Hünnerbärch (ca. 1977)
Övern aulen Hünnerbärch
röver naar de-i Klosterkäärch
wo de-i Fachwerkhüsskes stonn
mach ich gään spazierechonn
Denk wat aal Aules is verchange
Woran maa min Hatte hange
Wat ich häv as Blach chesenn
Johr un Johre överstenn
Överste-i nou sölvst de-i Johr
Witt wi-et Fachwerk wird min Hoor
Schwatt de-i Runzele witt dä Speck
Charm und Schönhe-it sin all weck
Wenn se no mehr Verkehr he-i kre-igen
Könn se mir gle-ik aum Aubäärch leggen!
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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