Der Fußwipper

Es beginnt oft unbewusst, ist aber kein Restless-Leg-Syndrom (RLS), bei dem es kribbelt, schmerzt und man zwanghaft seine Beine nicht stillhalten kann. Eher schon ein Wipp-Fuß-Syndrom (WFS). Wenn es besonders lebhaft in meiner Vorstellungswelt rattert, dann rattert der Fuß einfach mit. Als ich Akkordeon lernte, sollte ich immer mit dem rechten Fuß den Takt schlagen, besser gesagt: treten. Mir wippt meist der linke Fuß, also können es keine Spätschäden des Instrumentalunterrichts sein.
Eine gewisse Ungeduld ist mir allerdings systemisch zu eigen. Es muss schon zügig vorwärtsgehen, es sei denn, ich sehe den Sinn der Langsamkeit ein. Dann kann ich sehr langsam sein, ja fast unbeweglich wie ein Fischreiher.
Das vermag aber meine Frau nicht zu trösten, dieweil ich meine Füße abends in ihrem Gesichtsfeld hochzulegen pflege. Schon durch minimales Wippen wird sie vom Fernsehen abgelenkt, weil sie sich sorgt, mir könnte was zugestoßen sein. Wären meine Füße Hände, hätte sie sicher nichts dagegen, denn von Händen ist man ja Bewegung gewöhnt, auch beim Fernsehen. Dass ich mich für die Gleichberechtigung der Zehen („Toes matters“) einsetze, hat sie nicht überzeugt. Nein, ich muss sehen, dass ich wenigsten einen Fuß hinter die Couchlehne kriege, also den linken, dann habe ich zwar volle Wippfreiheit, aber nach kurzer Zeit schon Rückenschmerzen. Vielleicht müsste meine Frau beim Heizkissen-Sharing auf die durchgehende Beheizung ihrer Schulter verzichten, aber es würde nichts mehr in ihrem Gesichtsfeld zucken. Vielleicht, dass sie die unbeheizten Intervalle nutzt, um den Getränkenachschub zu intensivieren, so hätte das versteckte Wippen auch Vorteile. Außer dass man als Fußwipper natürlich eine bessere Durchblutung da unten hat und nicht zu dick wird.
Ja, oder man streckt die Beine ganz normal aus, atmet tief ein und aus, und bändigt mit ein bisschen Willenskraft seine Zappel-Treterchen.