Neue alte Skulptur
Der Fährmann

Da steht er jetzt in Mülheim an der Ruhr. Etwas verloren wirkt er schon in seinem Kiesbeet, wie ein Kutscher mit Zügel aber ohne Pferd, wie ein Schmied mit Hammer, aber ohne Amboss, oder ein Schneider mit Nadel, aber ohne Stoff, ja wie ein flüchtiger Frackträger mit Stange.
Ehrlich gesagt, ich hatte mir den Hermann Scholl etwas breiter vorgestellt, stämmiger. Oder wenigstens wie Fritz Sauerbrey. Aber gut, das musste die Künstlerin entscheiden. Oder Tengelmann. Einen Versuch war es ja wert. Und man muss froh sein, dass man nicht den Lüpertz drangelassen hat.
Die Figur insgesamt erinnert von weitem weniger an einen Fährmann denn an Chappy, den hageren Vollstrecker aus „Donnerlippchen“. Und im Gesicht ähnelt er zudem ein wenig den strengen Figuren auf den Osterinseln, nur eben unter einem Hut.
Ja, die Geschichte vom Fährgeldstreit fand ich einmal ganz spannend. Sollte so ein bisschen den mölmschen Charakter zeigen: Butt merr chutt! Aber es ging, wie der Name schon andeutet, nur um‘s Geld. Gut, auch ein bisschen Kampf mit der Verwaltung. Insofern zeitlos.1983 stand Fritz Sauerbrey als Hermann Scholl auf der Bühne der Stadthalle. Die Stadt wurde 175. Er hat das Stück seines Mölmsche-Kringk-Baasvorgängers Chird Hardering wiederbelebt, das dieser schon in den 1950ern geschrieben und 1962, vor 60 Jahren also, im Handelshof uraufgeführt hatte: „Der Fährmann“. Wohlgemerkt auf Platt.
Damals verstanden die Mölmschen das noch.
Jetzt könnte man an der Fährmann-Skulptur an der Ruhr eine szenische Darstellung oder wenigstens Lesung des Dramas oder Ähnliches veranstalten! Mit Simultandolmetschern.

„Holöwer!“ – Hol über!

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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