Nasensalbe und Konsorten

Das Krimskramssims

Mein Gedächtnis sieht aus wie ein Seepferdchen und heißt auch so: Hippocampus. Dessen ungeachtet kann ich mich in dieser Gehirnstelle gut erinnern: Es war ein denkwürdiger Morgen, an dem mir zum ersten Mal die Nasensalbe hinter das Bett gefallen war. Ja, ich nutze ein fünf Zentimeter schmales Bord mit allerhand Krimskrams über dem Kopfende („Krimskramssims“). Es ist nämlich äußerst praktisch, die kleinen Helfer des Lebens auf Armlänge griffbereit zu haben. Andererseits verschwinden sie auf ihrem Weg zur Anwendung schon mal in dem kleinen Spalt zwischen Bett und Wand, was in einer gewissen morgendlichen Tappsigkeit begründet sein mag. Die kleinen Helfer bleiben natürlich auf unabsehbare Zeit verschwunden, da das Abrücken des Bettes nur in unregelmäßig großen Intervallen stattfindet. Zum Beispiel dann, wenn mir die zweite Tube Nasensalbe plus zusätzlich zweitem Hörgerät entschwunden sind.
Letztens habe ich anlässlich einer solch traditionellen Rückung herausgefunden, dass mit etwas gutem Willen und sparsamem, aber präzise dosiertem Muskeleinsatz das Bett so nah an die Wand herangeführt werden kann, dass der Abstand sich auf drei Millimeter reduzieren lässt, was nur noch sehr kleinen Nasensalbentuben eine Chance bietet, hinter dem Kopfende zu verschwinden.
Aber was, wenn wie neulich die Nasensalbe - meiner bei geschlossenen Augen über dem Kopf fuchtelnden Hand entgleitend - nicht in den Spalt zwischen Wand und Bett, sondern in jenen inneren zwischen Bettumrandung und Matratze purzelt?
Das ist einfach. Ich hebe die Matratze am Kopfende an, quetsche ein paar Lamellen des Lattenrostes zur Seite und sammle alles noch Erkennbare auf, neben der Nasensalbe also auch Hörgeräte, USB-Sticks, Tabletten, Kugelschreiber, Pfirsichkerne, Batterien, Kaffeelöffel usw.
Aber Vorsicht! Unbedachter Staubsaugereinsatz kann zu unersetzlichen Verlusten führen.