Irritationen um kurzfristige Schließung der KiTa Christ König
Das Beste für die Kinder
Bären- und Elefantengruppe verlieren ihre Heimat und müssen auswandern. Und das mitten in einer Pandemie. Ihre KiTa Christ-König in Winkhausen soll kurzfristig geschlossen werden.
Der Zweckverband Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen ist einer der größten freien KiTa-Träger in Deutschland mit Sitz in Essen. In rund 260 Einrichtungen im Gebiet des Ruhrbistums werden rund 16.000 Plätze für Kinder im Alter von vier Monaten bis zum Schuleintritt angeboten.
Martina Kiworra ist die für Christ König zuständige Gebietsleiterin des Zweckverbands. Seit 2013 weise das Gebäude am Steigerweg erhebliche Feuchtigkeitsschäden auf. Aufwändige Sanierungen und Abdichtungen seien umgesetzt worden, auch eine Erneuerung der Fensteranlage im Flur und Bewegungsraum. Nach eingehender Prüfung hätten externe Dienstleister jedoch festgestellt, dass einfache Reparaturen während des laufenden Betriebes nun nicht mehr ausreichten. Es sei also unumgänglich, die KiTa zu räumen: „Die Gesundheit der Mitarbeitenden und der Kinder hat für uns oberste Priorität.“
Das Betreuungsangebot für die 46 Kinder solle in jedem Fall gesichert werden. Zurzeit werde an verschiedenen Szenarien gearbeitet: „Eine Auslagerung in die KiTas St. Joseph und Heilig Kreuz, die Nutzung der Gemeinderäumlichkeiten Christ König sowie das Aufstellen eines Pavillons auf dem Gemeindeparkplatz sind denkbar.“ Das Vorgehen sei umfassend mit dem Elternbeirat erörtert worden. Man stehe weiterhin in einem kontinuierlichen Austausch, um das Vorgehen gemeinsam gestalten zu können.
Unfair behandelt?
Das sieht nicht nur Sven Fischer anders: „Wir fühlen uns unfair behandelt.“ Als Vater einer Tochter ist er Mitglied des sechsköpfigen Elternbeirates. Viele Eltern hätten Christ König gerade wegen der Nähe zur Wohnung ausgesucht. Die ins Gespräch gebrachten Standorte seien derart weit entfernt, dass nicht motorisierte Eltern gezwungen sein, ihre Kinder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur KiTa zu bringen. Gerade in Corona-Zeiten werde das als heikel empfunden. Fischer gibt einen kurzen Abriss der letzten Wochen. Anfang November sei dem Elternbeirat und der KiTa-Leitung in einer Videokonferenz mitgeteilt worden, dass Christ-König zum 6. Januar 2021 geschlossen werde. Als Begründung wurde ein Gutachten von Juni 2020 herangezogen, in welchem auf die Entstehung einer möglichen Schimmelbelastung hingewiesen werde.
In einer zweiten Videokonferenz sollte über das weitere Vorgehen diskutiert werden: „Aber unsere Fragen wurden nicht ausreichend beantwortet.“ Fischer berichtet von einer absurden Situation. Da sei in der KiTa ein Zettel vorgelegt worden mit Messwerten. Man habe aber nur einen kurzen Blick darauf nehmen, sich weder Notizen machen noch den Zettel abfotografieren dürfen. Auch nach massivem Drängen sei lediglich Einsicht in eine „Quintessenz“ des Gutachtens gewährt worden. Der Zweckverband erklärt dazu: „Der Bericht über die Durchführung der mikrobiologischen Untersuchungen in der KiTa Christ König liegt den Eltern bereits vor. Auch der Prüfbericht, in dem die Messwerte aufgeführt sind, wurde den Eltern zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse liegen zur Ansicht in der KiTa aus und sind den Eltern folglich bekannt.“ Die Entscheidung beruhe aber nicht nur auf dem Gutachten. Aufgrund der sich rapide verschlechternden Gebäudesituation sei der Verband gezwungen, jetzt zu handeln.
Akute Gefährdung?
Sven Fischer berichtet, eine weitere Videokonferenz sei recht rüde beendet worden. Die Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat werde als nicht mehr zielführend wahrgenommen. Man finde es doch überraschend, dass der Zweckverband die Lage plötzlich deutlich gefährlicher einschätze. Bisher sei von Gesundheitsgefährdung durch Sporen und möglicher Belastung durch Schimmelbefall gesprochen worden und vom Umzug als einer präventiven Maßnahme. Plötzlich sei eine Baufälligkeit des Gebäudes im Gespräch: „Wenn unsere Kinder akut gefährdet sind, warum keine sofortige Schließung?“ Die Eltern seien nun noch mehr irritiert und so langsam auch verunsichert: „Stecken doch ganz andere Motive hinter der von uns Eltern als überstürzt und konzeptlos empfundene Maßnahme? Geht es hier also doch ums Geld?“ Das Team der Kita sei auch verunsichert und stehe vor einer Teilung, leiste aber dennoch eine tolle Arbeit: „Die Erzieherinnen sind großartig.“
Das Ganze schlug auch politisch Wellen. Der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung II hakte bei der Verwaltung nach, inwieweit die Schließungspläne bekannt sein und wie die weitere Betreuung nach der Schließung aussehe. Auch fragten die Sozialdemokraten nach Planungen für einen neuen Kita-Standort am Steigerweg mit eventuell einem anderen Träger. Würden hier möglicherweise die früheren Planungen für eine ökumenische Einrichtung wieder aufgegriffen? Im Jugendhilfeausschuss bitten die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und CDU um Beantwortung drängender Fragen. Wie stehe die Stadt, hier vor allem das Gesundheitsamt, zur kurzfristig angekündigten Schließung und der damit verbundenen Umverteilung der Kinder? Sei es vor allem im Hinblick auf die aktuelle pandemische Lage wirklich ratsam, eine solche Umverteilung jetzt vorzunehmen und nicht bis zum neuen Kindergartenjahr zu warten? Auch CDU und Grüne möchten wissen, was das Ganze für den Standort bedeute. Sei der dort geplante Neubau etwa in Gefahr?
Kein Vertrauen?
Der Zweckverband teilte nun mit: „Wir bedauern es sehr, dass das Vertrauen der Eltern in uns als Träger nicht mehr gegeben ist. Wir würden gerne in einem Miteinander in Form einer Erziehungspartnerschaft gemeinsam den Weg beschreiten.“ Der KiTa Zweckverband stehe mit verschiedenen Institutionen wie dem Gesundheitsamt, der Aufsichtsbehörde und der Landesunfallkasse im kontinuierlichen Austausch: „Ein Zusammenspiel von Verantwortungen zwischen Aufsichtsbehörde, Gesundheitsamt, Landesunfallkasse und dem Träger ist nun der gewählte Weg. Unser Ziel ist es weiterhin, eine zeitnahe Lösung zu erzielen.“ Das möchte Sven Fischer auch. Sobald der Zweckverband schlüssig und nachvollziehbar die akute Gefährdung in der KiTa belegen könne, werde der Elternbeirat die Auslagerung akzeptierten und unterstützen: „Wir wollen doch nur das Beste für unsere Kinder.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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