Seit über 60 Jahren ist der 80jährige Dümptener Heinrich Höppner mobiler Gemüsehändler
„Das alte und treue Schätzchen ist immer dabei“
„Wir sind seit über 30 Jahren zufriedene Kunden beim Heinz. Früher haben wir immer gesagt, unser Gemüsemann kommt. Jetzt sagen wir, der Heinz ist da, denn es hat sich fast schon so etwas wie eine Freundschaft entwickelt.“ Günter und Hannelore Mersch sprechen voller Resepkt und Hochachtung über ihren „fliegenden“ oder besser gesagt, fahrenden Obst- und Gemüsemann Heinrich Höppner, der von den meisten Mitmenschen Heinz gerufen wird.
Der feierte kürzlich seinen 80. Geburtstag, ist seit über 60 Jahren selbständig auf „Frischetour“, und das, wie lachend sagt, „mit meinem alten und treuen Schätzchen.“ Damit wiederum meint er den alten, bestens gepflegten Hanomag, der inzwischen fast ein halbes Jahrhundert unter den Rädern hat. Der agile Dümptener ist dienstags bis samstags in seinem Einzugsbereich in Dümpten und Heißen unterwegs, um Obst, Gemüse, Kartoffeln, Eier und auch Blumen an den Mann oder die Frau zu bringen. Morgens um 10 Uhr geht es immer los, vorher wird noch lecker gefrühstückt und dann das „alte Schätzchen“ beladen.
„Zweimal in der Woche klingelt mein Wecker schon um halb drei“, sagt er, denn dann geht es noch zum Großmarkt, um frische Waren einzukaufen. Mit 80 Jahren genießen die meisten Mitmenschen schon lange den wohlverdienten Ruhestand. Höppner: „Früher war das mein Beruf, jetzt ist das mein Hobby.“ Dass er dieses Hobby noch lange ausübt, wünschen sich seine Kunden in jedem Fall, denn sie wissen, was sie an ihm haben. Der "Gemüsemann aus Leidenschaft" trägt nämlich nicht selten etwa älteren Damen und Herrschaften das Eingekaufte auch nach oben bis unters Dach oder halt zum Einlagern in den Keller.
"Nur noch 25-Kilo-Säcke"
Die Kunden sind dankbar und ihn hält das fit. „Aber bei den Einkellerungskartoffeln schleppe ich nur noch 25 Kilo-Säcke, und die einzeln“, lacht der Gemüsemann und meint ausgenzwinkernd: „Mit 80 muss ich ja keinen Leistungssport mehr machen.“ Sport getrieben hat er früher auch. Da hat er mit seinen Freunden regelmäßig Tennis gespielt. Wieder lacht Heinrich "Heinz" Höppner: „Der hat eine hat mittlerweile Knie, ein anderer Hüfte und ein weiterer Rücken.“ Jetzt trifft man sich sich sonntags aber noch regelmäßig zum Frühschoppen. Er ist halt ein geselliger Mensch und hat zudem für jede Situation einen entsprechenden Satz auf Lager. Über die „Tennis-Frühschoppen-Gemeinschaft“ rutscht ihm spontan ein „Manche Kegelclubs treffen sich ja auch nur noch zum Essen“ heraus.
Dass er einmal als mobiler Obst- und Gemüsehändler sein täglich Brot verdienen würde, war nicht unbedingt von vornherein geplant, obwohl sein Stiefvater schon mit Karren und Pferd durch die Stadt zog, um seine Waren an den Haustüren anzubieten. Höppner: „Der hat das Geschäft in die Familie gebracht.“
"Erst aufgeregt und später stolz"
Zunächst begann Heinz Höppner mit 16 Jahren eine Lehre als Kfz-Mechaniker. Doch schon bald machte ihm das Aushelfen an Stiefvaters Karren mehr Spaß als die Schrauberei. So machte er sich mit 19 Jahren selbständig. An seine erste Fahrt als „Ein-Mann-Betrieb“ erinnert er sich noch ganz genau: „Ich war morgens ganz schön aufgeregt und abends stolz, als ich das Geld gezählt habe.“
Heute würde man ihm wohl anerkennend sagen, dass er seit über 60 Jahren eine höchst erfolgreiche „Ich-AG“ betreibt. Und menschlich und persönlich geht es dabei ohnehin zu. So ganz nebenbei merkt er an, dass sowas wohl vererbbar sei, denn sein Sohn Frank verkauft nun auch schon fast einem Vierteljahrhundert Waren aus dem Wagen. „Wir kommen uns aber nicht in die Quere“, schmunzelt Höppner.
"Zumindest noch ein Jahr"
Wie lange will er sein „Hobby“ denn noch weiter machen? „Zumindest noch ein Jahr“, lautet die Antwort. „Das hat er seit fünf Jahren jedes Jahr gesagt“, bemerkt Günter Mersch und ergänzt: „Hoffentlich sagt der Heinz das noch die nächsten fünf Jahre.“ Dienstags und freitags ist "unser Heinz" in der Heimaterde unterwegs, wo auch die Merschs wohnen. „Wir sind immer seine letzten Kunden vor dem Feierabend. Dann hat er ja etwas Zeit und dann setzen wir uns oft zusammen, um was zu trinken und zu klönen. Meistens kommen weitere Nachbarn hinzu“, erzählt der "Freund und Stammkunde" und fragt: „Haben Sie das schon mal beim Discounter erlebt?“ Mit einem Kopfschütteln hat Mersch sich die Frage selbst beantwortet.
„Für uns fahrende Händler sind solch' große Lebensmittelläden natürlich nicht gerade Umsatz fördernd“, weiß Heinrich Höppner, „aber unser Plus ist halt der individuelle Service und die schon fast persönliche Beziehung zu den Kunden.“ Und die wird wohl jedes Jahr um ein Jahr verlängert.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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