Vom Klang des Deutschen
Brott ist nicht Brot

Ältere Deutsche beklagen schon länger ein Gefühl des Fremdseins im eigenen Lande, wenn im öffentlichen Raum lautstark die Klangwolken fremdländischer Artikulationen herumwabbern.
Selbst Zugvögel auf ihrem Weg von Nord nach Süd sollen übereinstimmend von einer hörbaren Änderung der Deutsch-Emissionen berichten.
Und tatsächlich gibt es schon wissenschaftliche Forschung über Sprachveränderungen der Amtssprache in den Einwanderungsländern. Übrigens hat es die seit Menschengedenken gegeben, es ist ein natürlicher, fortwährender Prozess, der sich mal beschleunigen, mal verlangsamen kann.
Trotzdem ist er für die Alteingesessenen „befremdlich“, ja manchmal durchaus beängstigend; da gerät das Heimatgefühl schon mal gehörig durcheinander, zumal von den Neueinsitzern selten Rücksicht genommen wird.
Gehen wir aber mal vom gegenwärtigen Sprachstand aus: Wenn jemand Brot meint und Brott sagt, weil er es so mit seinen angestammten Sprechwerkzeugen bequem aussprechen kann, dann ist das trotzdem falsches Deutsch. Er muss seine Phonetik ändern, wenn er Deutsch sprechen möchte.
Man kann Deutsch nicht aussprechen wie man will, nur weil man auch so schon verstanden wird.
Es gibt für die Wörter eben auch phonetische Regeln. Das wird selbst der Fremdenfreundlichste nicht abstreiten können. Aber es fehlt bei vielen immer mehr der Wille, sich an die Sprache des Einwanderungslandes anzupassen. Man benutzt sie nur zwischenzeitlich, wenn man eben muss, um sich dann auf seine Muttersprache zurückzuziehen.
Mundartgeprägte Aussprache des Hochdeutschen ist ja nichts Neues. So liegt für viele ein gewisser Reiz im bairischen, kölschen oder schwäbischen Akzent.
Nicht anders bei Fremdsprachen: Deutsche waren z. B. immer sehr anfällig für den englischen Akzent eines Chris Howland. Auch der französische Akzent war zeitweise sehr attraktiv. Ja, bei dem schlitzohrigen Wladimir Kaminer gefällt sogar der russische. Und im Kabarettbereich ist auch der Türkenton nicht chancenlos.
Viele sprechen aber schon davon, dass nach den Dialekten nun auch das Hochdeutsch vom Aussterben bedroht sei, und das liege weniger an der Aussprache als an der Flut von Anglizismen, die Hochdeutsch zu einem ungenießbaren Denglisch verformen.
Aber wenn sich die Ansicht durchsetzt, dass jeder so Hochdeutsch sprechen und schreiben kann wie er möchte, dann müssen wir Hochdeutsch künftig ganz aus dem Genussmittelregal nehmen.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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