Udolie
Besinnlicher Protestsong

Da vorne singt einer. Und ich war auf dem Weg durch die Innenstadt in seiner Richtung. „Griechischer Wein“. Schön, das macht Laune. Der Straßenmusiker sah aus wie ein Grieche und sang wie Udo Jürgens. Ich blieb ein bisschen stehen, warf ihm einen Euro in das Zigarrenkistchen mit den kleinen Kupfermünzen und schaltete, als habe ich dazu gerade die Berechtigung erworben, heimlich mein Handy auf Tonaufnahme. Dabei schaute ich möglichst desinteressiert in der Gegend herum und wunderte mich, dass einige Zuhörer einen erstaunten Ausdruck zeigten. Aber nicht wegen mir. Viel später, als ich zu Hause mehr aus Versehen die Aufzeichnung startete, wunderte ich mich allerdings auch. Es war nur ein Refrain drauf und der Gitarrenmann, dieser Griechen-Udo mit der Wollmütze, hatte da einen ganz anderen Text gesungen wie ich glaubte gehört zu haben:

Nichts ist zu blöd,
als dass wir mutig sagen:
„Nee, wolln wir nicht,
denn sonst platzt uns gleich der Kragen!“
Nein, tun wir nicht,
leiden lieber weiter vor uns hin
ganz ohne Sinn …
Wie lang denn noch,
wolln wir das Gequatsch‘ ertragen,
von den Figur‘n
die der großen Mehrheit sagen,
was uns gefällt,
und sie wolln für sich nur
Macht und Geld,
Macht und Geld.

(Unbekannter Verfasser)

Er hatte uns ein besinnliches Protestlied untergejubelt. Deshalb das Erstaunen der Zuhörer. Ob Aber-bitte-mit-Sahne-Udo was dagegen hätte? – Ich glaube es fast nicht…

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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