Beethoven, Beuys & Kagel
„Beethovens Küche“ feuert Jubiläum

Gepinselt nach einem Screenshot aus dem Film „Ludwig van“
  • Gepinselt nach einem Screenshot aus dem Film „Ludwig van“
  • hochgeladen von Franz Bertram Firla


Der Film „Ludwig van“ von Kagel und Beuys entstand morgen. Vor 50 Jahren.

Ab dem 4.10. 1969 drehten sie einen Film zum 200. Geburtstag von Ludwig van Beethoven im Jahre 1970, in dem mehrere Künstler sich vom bzw. zum Jubiläum heftig inspirieren ließen. Allen voran der argentinische Komponist Mauricio Kagel und Josef Beuys. Der Film beginnt mit einem flammenden Gully, der an einen ebenerdigen stabilen Grill erinnert. Dazu erklingt ein etwas skurril instrumentierter 1. Satz von Beethovens Neunter. Schauerlich schön. Immerhin ein einmaliges Kunstdokument aus einer experimentierfreudigeren Epoche, wenn man die Situation der damaligen Jubiläumsvorbereitung mit der aktuellen vor dem 250. Geburtstag vergleicht. Ich habe jedenfalls beim Anschauen zum ersten Mal in meinem Leben bedauert, dass beide Künstler bereits verstorben sind.
Es ist so erfrischend komisch zu beobachten, wie der flammende Gully im Film zu „Beethovens Küche“ überleitet. Eine Installation im Düsseldorfer Atelier von Beuys. Extra für den Film eingerichtet. Und erdacht als Teil eines imaginäres Beethoven-Hauses. Zentral in dieser Küche ist ein aufgeschlagenes Notenbuch mit Klaviersonaten Beethovens, welches ein Herd heimlich beherbergt, der wiederrum auf einem Bett steht. Zahlreiche musikaffine Gerätschaften wie z. B. Hörner sind an Wänden und Boden verteilt. Eine Wurst tastet als Tonarm eine Langspielplatte ab. Schinkenknochen und Kasserolle posieren als weitere Energiepotentiale.
Durch das Bild laufen ständig a) ein Museumsführer alten Stils mit Schirmmütze, der an einen anderen „Führer“ erinnert, und b) Beuys selbst, der sich eine Totenmaske Napoleons vor’s Gesicht hält und dazu seine charakteristischen „Ö - Ö“-Laute ausstößt. Einmalig! Und das mehrmals.
Mit dem Deckel der Kasserolle erstickt Beuys am Ende dieses ersten Filmteils. Die Flammen im Gully.
Natürlich werden hier zahlreiche menschheits-, kultur- und geistesgeschichtliche Bezüge evoziert, denen man individudell in unterschiedlicher Neigungsstärke Beachtung schenken wird. Keinesfalls aber bleibt man so gänzlich unberührt.

Aus diesem Grund hier der Link: 
hier

Eine zweite, noch viel provokativere Jubiläumsidee äußerte Mauricio Kagel damals in einem Spiegel-Interview. Er empfiehlt, eine zeitlang Beethoven nicht mehr aufzuführen (z.B. im Jubiläumsjahr). Dann könne man aus der Abwesenheit seiner Musik deren Wert umso besser einschätzen.
Oder so ähnlich.

In Zeiten knappster Kassen ein geradezu pfiffiges Jubiläumskonzept!

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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